RIM-Baumappe HiFi-Verstärker Musikus M (1961)
Allgemeines
Für Freunde naturgetreuer UKW-Rundfunk- Schallplatten- und Tonbandwiedergabe haben wir diesen modernen
Kleinverstärker geschaffen. Die technischen Daten unseres "Musikus M" lassen bereits erkennen, daß
dieser hohen Qualitätsanforderungen hinsichtlich der Wiedergabegüte gerecht wird und auf Grund seines
geschmackvoll gestalteten Flachbaugehäuses sich der heutigen architektonischen Raumgestaltung in jeder Weise anpaßt.
Durch diese technischen Vorzüge ist daher unser "Musikus M" insbesondere für den Selbstbau von Klein-Hi
Fi-Anlagen zur hochwertigen Musikwiedergabe in Wohnräumen geeignet.
Neben seinem formschönen Flachgehäuse besitzt unser "Musikus M" zwei Normbuchseneingänge mit
unterschiedlichen Empfindlichkeiten, die den direkten Anschluß des Verstärkers an einen Rundfunk- bzw.
Tonbandausgang gestatten und verfügt ferner über eine Umblendungseinrichtung um von einer Tonquelle auf die
andere harmonisch und ohne lästigen Anschlußwechsel der Tonquellen übergehen zu können.
So wurde an alles gedacht um unseren Hi Fl-Anhängern den Erwerb eines hochwertigen, in sich autarken
Verstärkerbausteins zu erschwinglichem Preis zu ermöglichen.
Gleichzeitig wurde zur weiteren Vervollkommnung unseres neuen Hi Fi-Bausteinsystems neben unserem Verstärkerbaustein
"Musikus M" ein hervorragender Hi Fi-UKW Baustein herausgebracht, der in Verbindung mit unserem "Musikus M"
und einem guten Breitbandlautsprecher eine ausgezeichnete Musikwiedergabe gewährleistet.
Beide Hi Fi-Bausteine besitzen dieselben Abmessungen und eleganten, platzsparenden Gehäuseformen, so daß sie nicht
nur elektrisch sondern auch architektonisch zusammenpassen. Für alle unsere Hi Fi-Freunde, die vielleicht noch nicht
über ein hochwertiges UKW-Vorsatzgerät mit eigenem Netzteil verfügen, dürfen wir daher den Kauf dieser
preiswerten UKW-Hi Fi-Einheit wärmstens empfehlen.
B. Schaltung
Aufgrund der großen Datenmenge des Schaltbildes habe ich es hier, mit
Rücksicht auf die Ladezeit, sehr stark verkleinert und komprimiert dargestellt. Mit einem Mausklick kann man es sich
in der Originalgröße anzeigen lassen.
Allgemein kann man den elektrischen Aufbau unseres "Musikus M" in vier elektrische Stufen aufteilen:
1. Klangregelstufe mit der Röhre ECC 83
2. Verstärkerstufe mit der Röhre EF 804 (n. Mullard)
3. Endstufe mit der Röhre EL 84 (n. Mullard)
4. Netzteil mit der Röhre EZ 80
Je nach Stellung des Schleifers von P 1 gelangt die Tonfrequenz des Einganges TA (50 mV, Diodeneingang) oder TB (250 mV)
auf das Steuergitter des ersten Triodensystems der Röhre ECC 83.
Um eine eingangsseitige Übersteuerung des Verstärkers beim Anschluß von Tonfrequenzquellen mit hoher
Spannungsabgabe zu vermeiden, besitzt der Verstärker neben dem Eingang mit Diodenempfindlichkeit einen zweiten Eingang
(TB) mit geringerer Eingangsempfindlichkeit (250 mV). Diese geringe Eingangsempfindlichkeit wird durch den Spannungsteiler
R 1, R 2 erreicht, wobei C 7 dafür sorgt, daß durch R 1 kein Höhenverlust eintritt.
Die Klangregelstufe selbst wurde so ausgelegt, daß sowohl die hohen wie auch tiefen Frequenzen unabhängig
voneinander und kontinuierlich angehoben oder geschwächt werden können, wobei diese Stufe auch noch gleichzeitig
die vom Eingang kommende Tonfrequenz etwa 9 fach verstärkt.
Neben den großen Regelbereichen des Höhen- und Bassreglers besitzt das Klangregelnetzwerk weitere
schaltungstechnische Finessen: Das Entzerrerwerk wurde nämlich so dimensioniert, daß selbst bei geringer
Aussteuerung des Verstärkers die Klangregelung schon wirksam ist und die jeweilige Stellung der Klangregler die
Gesamtverstärkung unseres "Musikus M" praktisch nicht beeinflussen (1000 Hz).
Die Tonfrequenz gelangt dann von der Klangregelstufe auf das Steuergitter der Röhre EF 8O4. Im Gegensatz zu den
üblichen Schaltungen von Verstärkerstufen, die mit einen niedrigeren Arbeitswiderstand arbeiten, liegt im
Anodenkreis dieser Röhre ein Arbeitswiderstand von 2,2 MOhm, wobei die Schirmgitterspannung dieser Röhre am
Kathodenwiderstand R 20 der Endröhre abgenommen wird. Dadurch wird eine hohe Stufenverstärkung erreicht und eine
direkte Kopplung der Verstärkerstufe mit dem Steuergitter der Endröhre EL 84 ermöglicht. Es erübrigt sich
daher ein Kopplungskondensator der zu Phasendrehungen und Qualitätsverlusten führen kann. Die Zuleitungen zum
Steuergitter wie auch zum Schirmgitter der Endröhre EL 84 enthalten UKW-Schutzwiderstände zur Unterdrückung
einer evtl. Selbsterregung der Endstufe durch HF-Schwingungen.
Die Gittervorspannung der Endröhre wird durch die Differenz Anodenspannung der EF 804 und dem Spannungsabfall an dem
Kathodenwiderstand R 20 bestimmt. Damit der richtige Arbeitspunkt eingehalten wird, wurde der Kathodenwiderstand R 20 mit
700 Ohm dimensioniert und zur Vermeidung eines Verstärkungsverlustes mit C 13 überbrückt.
Von der 4 Ohm-Sekundärwicklung des Ausgangsübertragers führt ein Gegenkopplungskanal über R 19 zurück
zum aufgeteilten Kathodenwiderstand der EF 804, der zur Linearisierung und Stabilisierung des Verstärkers dient und
dessen Klirrfaktor reduziert.
Aufgrund der Erkenntnis, daß die Gesamtwiedergabegüte eines Verstärkers wesentlich von der Qualität des
Ausgangübertragers bestimmt wird, fiel die Wahl auf einen hochwertigen Breitbandübertrager der Ausführung M
65 R. Dieser Übertrager zeichnet sich neben seinem ausreichend bemessenen Kernquerschnitt auch durch geringere
Streuinduktivität aus, so daß dieser ein breites Frequenzband von 30 - 16000 Hz weitgehend amplitudenlinear
verarbeitet.
Der Netzteil liefert die für den Verstärker notwendige hohe Anodenspannung sowie die Heizspannungen für die
Verstärkerröhren. Ebenfalls besitzt er eine getrennte Heizwicklung zur Speisung der Gleichrichterröhre, die
in Doppelwegschaltung die hohe Anodenwechselspannung (300 V) des Netztransformators gleichrichtet.
Die Primärseite des Netztrafos ist auf die üblichen Netzspannungen umschaltbar und eine Feinsicherung schützt
den Transformator vor evtl. auftretenden Kurzschlüssen und Überlastungen. Als Netzschalter wird ein zweipoliger
Klippschalter verwendet.
Für eine welligkeitsarme Anodenstromversorgung und ausreichende Entkopplung der einzelnen Verstärkerstufen sorgt
die Siebkette C14, R22, C15, R23, R6, C17. Zur Symmetrierung der Heizspannung dient der "Entbrummer" P4.
Die Betriebsbereitschaft des Gerätes wird durch ein 10 V-Lämpchen angezeigt, welches von der 6,3 V-Heizwicklung
des Netztrafos gespeist wird.
C. Aufbau und Verdrahtung
Nachdem die mechanischen und elektrischen Bauteile unseres "Musikus M" bereits montagefertig geliefert werden,
bereiten der Aufbau und die Verdrahtung des Verstärkers keine besonderen Schwierigkeiten, sofern die allgemeinen
Aufbau- und Verdrahtungsregeln eingehalten werden.
An dieser Stelle sei insbesondere auf folgende Ratschläge hingewiesen:
- Bitte keine Selbstbau-Geschwindigkeitsrekorde aufstellen!
Der Zusammenbau des Gerätes soll ein Hobby sein und keine Akkordarbeit!
- Die Anordnung der Bauteile ist immer wieder in zeitlichen Abständen auf ihre Richtigkeit anhand der Pläne zu
überprüfen.
- Und nochmals! In Ruhe und ohne Hast, wohlüberlegt den Zusammenbau vornehmen!
Nachdem wir uns diese Grundregeln eingeprägt haben, wollen wir den Aufbau des Verstärkers nach folgender Reihenfolge
vornehmen:
1. Vom Flachgehäuse Haube, Bodenplatte und Chassis abmontieren.
2. Wir beginnen mit dem Aufbau des Verstärkerchassis:
a) Montage der beiden Haltewinkel der Röhrenfassungen von V 3 und V4. Ehe die beiden Haltewinkel mit je 2 Schrauben am
Chassis befestigt werden, sind die Röhrenfassungen in die Haltewinkel einzusetzen und in der richtigen Lage
festzuschrauben. Die Befestigungsschrauben werden von der Oberseite des Röhrensockels durchgesteckt.Bei der Befestigung
des Haltewinkels von V 4 darf die einpolige Masselötfahne zur Erdung von R 20 u. C 13 nicht vergessen werden! Ebenfalls
darf bei der Montage des Haltewinkels der Fassung V 4 am Chassis die Lötfahne für C 16 (5 n/1000 V) und bei V 3 die
auf der Unterseite des Chassis angeordnete Kabelschelle nicht vergessen werden.
b) In das Chassis sind die Röhrenfassungen für die Röhre V 1 und V 2 von unten her einzusetzen. Die
Befestigungsschrauben werden von der Oberseite her durchgesteckt, wobei sie noch die Halterungen für die Abschirmhauben
zu halten haben.
c) Netztransformator BV 2658 mit vier Schrauben am Chassis befestigen.
d) Ausgangsübertrager M 65 R mit den vier Haltewinkeln am Chassis anschrauben.
e) Die Elektrolytkondensatoren C 14 und C 15 werden isoliert in das Chassis eingesetzt, d.h. zwischen dem Metallgehäuse
bzw. dem Massering des Kondensators und dem Chassis darf keine leitende Verbindung bestehen. Daher sind die Isolierringe
zwischen den Masseringen der Elkos und dem Chassis einzufügen. Die Elkos werden mit je einem Isolierring versehen, in
die entsprechenden Chassisbohrungen neben dem Netztrafo von der Chassisoberseite her eingesetzt und von unten her mit je
einem Federring und Mutter festgeschraubt.
Aufgrund der großen Datenmenge dieses Bildes habe ich es hier, mit
Rücksicht auf die Ladezeit, sehr stark verkleinert und komprimiert dargestellt. Mit einem Mausklick kann man es sich
in der Originalgröße anzeigen lassen.
f) Montage des Sicherungshalters. Der erforderliche Abstand zwischen Sicherungshalter und Chassisoberseite wird durch zwei
Abstandsrollen hergestellt. Keinesfalls darf der Sicherungshalter Kontakt mit dem Chassis haben oder den Kern des Netztrafos
berühren!
g) Montage der beiden Eingangsnormbuchsen sowie der zwei Lautsprecherbuchsen und Einsetzen der Gummitülle für das
Netzkabel.
h) Befestigung der keramischen
Lötstützpunkte an der Chassisunter- und Oberseite lt. Aufbauplan!
i) Einsetzen des Entbrummers P 4 von der Chassisunterseite her.
k) Schließlich ist noch die Farbe an der Bohrung X sorgfältig auf der Chassisunterseite abzukratzen, zumal an
dieser Stelle die einpolige Lötöse für den Anschluß der roten Schutzader des Netzsteckers lt.
Verdrahtungsplan festgeschraubt wird. Auf einwandfreien Massekontakt der ötöse mit dem Chassis ist unbedingt zu
achten.
3. Anschließend legen wir das so mechanisch aufgebaute Verstärkerchassis beiseite und wenden uns der Montage der
Regelorgane an der Flachgehäuse-Vorderseite zu.
Wir empfehlen Ihnen dabei in folgender Reihenfolge vorzugehen:
a) Zunächst sind in die Pertinax-Lötösenplatte mit dazugehörender Isolierplatte die Potentiometer P 1,
P 2 und P 3 lagerichtig einzusetzen und mit je einer Mutter festzuschrauben. Keinesfalls darf die Isolierplatte vergessen
werden!
b) Die drei Potentiometerachsen dieser so gebildeten Baueinheit werden anschließend durch die Bohrungen der
Gehäusevorderseite durchgesteckt und mit der beschrifteten Frontplatte festgeschraubt.
c) Dann folgt das Einsetzen und Festschrauben des zweipoligen Netzschalters und Kontrollämpchens. Der zweipolige
Kippschalter soll dabei nur soweit heraussehen, daß sich die runde Mutter gut festziehen läßt. Die Linse
des Kontrollämpchens ist von vorne durchzustecken und von hinten mit der richtig justierten Nippelfassung festzuschrauben.
Die Nippelfassung muß so angebracht werden, daß sich der Glühfaden des Skalenlämpchens in Höhe
der Linse befindet.
4. Nachdem nun das Chassisteil wie auch der Flachgehäuseteil mit der Frontplatte fertig montiert sind, werden beide
Teile wieder zusammengebaut.
5. Nochmalige Überprüfung des mechanischen Aufbaus mit den Zeichnungen. Insbesondere ist auf richtige Lage der
einzelnen Bauelemente zu achten!
C. Die Verdrahtung
Aufgrund der großen Datenmenge der beiden Bilder habe ich sie hier, mit
Rücksicht auf die Ladezeit, sehr stark verkleinert und komprimiert dargestellt. Mit einem Mausklick kann man sie sich
jeweils in der Originalgröße anzeigen lassen.
Bevor wir mit der Verdrahtung beginnen, bitten wir Sie folgende Ratschläge bei der Durchführung der
Verdrahtungsarbeit zu beachten:
- Keine Verdrahtungsrekorde aufstellen! Daher mit Ruhe und Überlegung die Verdrahtungsarbeit durchführen.
- Richtig löten! Die wichtigsten Lötregeln enthält unser beiliegendes Merkblatt über richtiges
Löten.
- Anschluß und Lage der verschiedenen Bauelemente und Leitungen genauestens lt. Verdrahtungsplan einhalten.
- Die Verdrahtungsfortschritte sind immer wieder anhand der Verdrahtungspläne in Verbindung mit dem Schaltplan auf
ihre Richtigkeit zu überprüfenl Auf diese Weise können Schaltfehler sehr rasch gefunden werden und sie
erspart uns eine spätere mit größeren Schwierigkeiten durchzuführende Fehlersuche.
- Die Anschlußdrähte der Widerstände und Kondensatoren sind soweit als möglich zu kürzen und die
Polarität der Elektrolytkondensatoren (Pluszeichen) sowie die Außenbelagskennzeichnungen der
Tauchwickelkondensatoren (gerader Strich) müssen lt. Schalt- und Verdrahtungsplan eingehalten werden.
- Die elektrischen Werte der Widerstände sind meistens durch Farbringe gekennzeichnet. Die Widerstandswerte dieser
Widerstände können Sie mit Hilfe des auf der Innenseite des Baumappenumschlages aufgedruckten internationalen
Farbcodes leicht ermitteln.
- Der mitgelieferte Schaltdraht ist mit KunststoffIsolation überzogen. Beim Entfernen der Isolationsschicht darf
keinesfalls die Oberfläche des Drahtes verletzt werden. Eine vorher richtig eingestellte Abisolierzange schafft hier
Abhilfe. Bevor man mit der Verdrahtungsarbeit beginnt, sollten einige Probe-Abisolierungen durchgeführt werden.
- Bei der Verdrahtung von abgeschirmten Leitungen darf nicht auf dem abschirmenden Drahtgeflecht gelötet werden, da
die hochwertige Isolation zwischen Innenleiter und Abschirmgeflecht sehr temperaturempfindlich ist. Zur Vermeidung von
schädlichen Hitzeeinwirkungen auf die Isolation zwischen Innenleiter und Drahtgeflecht, empfehlen wir bei der
Verarbeitung von abgeschirmten Leitungen folgendermaßen vorzugehen:
Zunächst wird die Außenisolation auf etwa 2 cm Länge vorsichtig mit Hilfe eines Messers oder Schere entfernt.
Das Kupfergeflecht darf dabei nicht verletzt werden. Dann wird das so freigelegte Drahtgeflecht zusammengeschoben und in
unmittelbarer Nähe der gekürzten Außenisolation wird eine Masche des Drahtgeflechtes erweitert und
schließlich der Innenleiter mit Hilfe einer Pinzette durch diese Masche gezogen.
Die so gewonnene Anschlußfahne des Kupfergeflechtes kann dann nach entsprechender Kürzung als Erdverbindung
verwendet werden. Abschirmungen, die lt. Verdrahtungsplan nur an einer Stelle Kontakt mit dem Chassis haben, dürfen
keinesfalls mehrmals Kontakte herstellen. Unliebsame Brummschleifen wären die Folge einer solchen mehrmaligen Erdung
von abgeschirmten Leitungen.
Die Verdrahtung selbst erfolgt nach dem Aufbau- bzw. Verdrahtungsplan unter Zuhilfenahme des elektrischen Schaltplanes.
1. Am besten beginnt man mit der Verlegung der Masseleitungen, welche aus 0,5 - 0,8 mm starken, blanken Schaltdraht bestehen.
2. Aus zwei gleichlangen, verdrillten, etwa 0,8 mm starken isolierten Drähten fertigen wir die Heizleitung an.
Diese verlegen wir vom Anschluß 11 und 12 (0 - 6,3V) des Netztrafos zu den Röhren ECC 83, EF 804 und EL 84 sowie
zum Entbrummer P4. Eine weitere verdrillte Heizleitung führt zu den beiden Anschlüssen des Kontrollämpchens.
Die Heizleitungen müssen ganz dicht am Chassis liegen.
3. Dann erfolgt die Verlegung der Heizleitung von V 4 (EZ 80). (Leitung die von den Trafoanschlüssen 6/7 zu den
Sockelanschlüssen der Röhre V 4 auf der Chassisoberseite führt).
4. Die Lage und Ausführung der übrigen Leitungen zeigen der Verdrahtungsplan sowie das Photo sehr deutlich. Bei
der Verdrahtung ist zu beachten, daß die Anoden- und Netzleitungen mit gut isolierendem Schaltdraht hoher
Spannungsfestigkeit ausgeführt werden.
5. Nachdem alle Drahtverbindungen verlegt und nochmals kontrolliert wurden, werden die Kleinteile (Kondensatoren,
Widerstände etc.) eingelötet. Beim Einfügen der Kleinteile ist den Punkten 6 und 7 (Verdrahtungsratschläge)
besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
6. Nach dem Einfügen aller Bauteile fügen wir das Netzkabel durch die Gummidurchführung ein, sichern es im
Chassis-Inneren mit Hilfe der Kabelschelle gegen Zugbelastung und verbinden es mit dem zweipoligen Netzschalter. Die rote
Ader des Netzkabels wird an der eigens dafür vorgesehenen Chassis-Lötfahne einwandfrei angelötet. Auf
einwandfreien Kontakt der roten Schutzader mit dem Chassis ist besonders zu achten.
7. Der Schukostecker ist lt. beil. Schaltskizze am Netzkabel anzuschließen. Es darf keinesfalls eine Ader anders als
wie in der Skizze angegeben (rote Ader an der Schutzkontakt) angeschlossen werden. Andernfalls kann das Chassis Spannung
führen!
8. Abschirmblech der Klangregler auf der Chassisoberseite anschrauben.
Den Abschluß bildet eine nochmalige Kontrolle der Verdrahtung mit Hilfe sämtlicher Pläne. Etwaige
vergessene Leitungen oder sonstige Schalt- und Verdrahtungsfehler kommen dabei zum Vorschein.
Inbetriebnahme
Nachdem wir uns anhand des Schalt- und Verdrahtungsplanes von der Richtigkeit unseres mech. Aufbaus und elektrischen
Verdrahtung überzeugt haben, steht der Inbetriebnahme unseres "Musikus M" nichts mehr im Wege.
Wir empfehlen Ihnen dabei folgendermaßen vorzugehen:
1. Zunächst setzen wir nur die Sicherung (0,5A) und das Kontrollämpchen (10V / 0,1 A) ein.
2. Sofern unser Netz eine andere Wechselspannung als 220 V führt, müsste der Trafonetzanschluß lt.
Anschlußschema des Netztrafos folgendermaßen abgeändert werden:
bei 110 V Netztrafoanschlüsse 1 und 2
bei 220 V Netztrafoanschlüsse 1 und 4
bei 240 V Netztrafoanschlüsse 1 und 5
Beachte: An den Anschlüssen des Netztrafos sowie an verschiedenen Lötstützpunkten des
Gerätes liegen sehr hohe Spannungen, daher sollte das Gerät nicht ohne Bodenplatte und Haube betrieben werden.
3. Nach nochmaliger Überprüfung des Netzkabelanschlusses verbinden wir den Schukostecker mit der nächsten
Schukosteckdose und schalten das Gerät ein.
4. Nun muß das Kontrollämpchen aufleuchten und an den Heizfadenanschlüssen aller Röhren müsste
eine Wechselspannung von ca. 6,3 V liegen. An den Sockelanschlüssen 1 und 7 der Röhre EZ 80 muß - gegen das
Chassis gemessen - eine Wechselspannung von 300 V vorhanden sein.
5. Ist diese Vorprüfung erfolgreich verlaufen, setzen wir sämtliche Röhren mit Abschirmhauben ein und
schließen an den beiden Lautsprecherausgangsbuchsen einen Lautsprecher mit einem Anschlußwert von ca. 3-6 Ohm an.
6. Sämtliche Regler auf Null stellen. Schukostecker wieder mit der Schukosteckdose verbinden und das Gerät
einschalten.
7. Nach einigen Minuten muß nun ein schwaches Brummen im Lautsprecher zu hören sein, den wir durch Drehen des
Entbrummers P 4 auf Brumm-Minimum noch verringern können. Sollte jedoch ein Heulton zu hören sein, so ist die
Polung der Gegenkopplung von der Sekundärwicklung des Ausgangsübertragers zur V 2 über R 19 anhand des
Verdrahtungsplanes zu überprüfen. Der rote Anschluß der Sekundärwicklung liegt an Masse und am gelben
Anschluß liegt die Gegenkopplung.
8. Danach können wir nun an einen der beiden Eingänge eine Tonfrequenzquelle (z.B. Rundfunkgerät mit
Diodenausgang über Diodenkabel oder Schallplattenspieler) anschließen und drehen den Lautstärkeregler in
Richtung TA oder TB etwas auf. Sofern die Tonfrequenzquelle am Verstärker richtig angeschlossen ist, hören wir nun
die ersten Töne unseres "Musikus M". Die getrennten Klangregler ermöglichen Ihnen die Klangfarbe nach
Ihren Wünschen zu wählen. Sicher werden Sie über die Brillanz der Wiedergabe und über die großen
Variationsmöglichkeiten der Klangreglung überrascht sein.
9. Die Spannungsprüfung an den verschiedenen Messpunkten des Verstärkers ist bei abgeschraubten Bodenblech und
ohne Verstärkerhaube vorsichtig und wohlüberlegt durchzuführen, zumal an einigen Lötstützpunkten
und Anschlüssen sehr hohe Spannungen liegen.
Mit einem Universalinstrument 5000 Ohm/V gegen das Chassis gemessen, sollten sich ohne Eingangssignal (keine Tonfrequenzquelle
angeschlossen) folgende Spannungen ergeben:
Ladeblock 345 V C 14
Siebblock 285 V C 15
EL 84 (V 3) Punkt 7 330 V
Punkt 9 280 V
Punkt 3 28 V
EF 804 (V 2) Punkt 7 15 V
Punkt 8 10 V
Punkt 3 0,4 V
ECC 83 (V 1) Punkt 1 180 V
Punkt 3 0,4 V
Punkt 6 120 V
Punkt 8 0,45 V
Diese Spannungen müssen auch in Ihrem Gerät vorhanden sein. Eine Spannungstoleranz von +/- 10% der angegebenen
Messwerte ist dabei durchaus noch zulässig.
Abschließend dürfen wir noch darauf aufmerksam machen, daß eine Übertragungskette wie sie eben eine
Hi-Fi-Anlage darstellt, nur so stark ist, wie ihr schwächstes Glied.
Mit anderen Worten: Unser "Musikus M" kann sich eben nur dann aufgrund seiner hervorragenden Wiedergabegüte
auszeichnen, wenn in Verbindung mit dem "Musikus M" auch ein hochwertiges UKW-Vorsatzgerät, oder
Schallplattenspieler und insbesondere ein guter Breitbandlautsprecher verwendet wird.
Wir hoffen, daß Ihnen unser "Musikus M" viel Freude bereiten wird und freuen uns über jeden
Erfahrungsbericht.
Ihr RIM - Bastelonkel
Die nachfolgende Beschreibung entstammt dem Buch von Heinz Richter, "Elektroakustik für
Alle" :
Ein kleiner Selbstbau-Hi-Fi-Verstärker ("Musikus M", Radio-Rim)
Dieser Kleinverstärker hat trotz geringen Aufwandes eine erstaunliche Leistung. Die Schaltung läßt sich
aufteilen in Klangregelstufe mit der Röhre ECC 83, Verstärkerstufe mit der Röhre EF 804, Endstufe mit der
Röhre EL 84, Netzteil mit der Röhre EZ 80.
Je nach Stellung des Schleifers von P 1 gelangt die Tonfrequenz des Einganges TA (50 mV, Diodeneingang) oder TB (250 mV) auf
das Steuergitter des ersten Triodensystems der Röhre ECC 83. Um eine eingangsseitige Übersteuerung des
Verstärkers beim Anschluß von Tonfrequenzquellen mit hoher Spannungsabgabe zu vermeiden, besitzt der
Verstärker neben dem Eingang mit Diodenempfindlichkeit einen zweiten Eingang (TB) mit geringerer Eingangsempfindlichkeit
(250 mV). Diese geringe Eingangsempfindlichkeit wird durch den Spannungsteiler R 1, R 2 erreicht, wobei C 7 dafür sorgt,
daß durch R 1 kein Höhenverlust eintritt. Die Klangregelstufe selbst wurde so ausgelegt, daß sowohl die
hohen wie auch die tiefen Frequenzen unabhängig voneinander und kontinuierlich angehoben oder geschwächt werden
können, wobei diese Stufe auch noch gleichzeitig die vom Eingang kommende Tonfrequenz etwa 9-fach verstärkt.
Neben den großen Regelbereichen des Höhen- und Baßreglers besitzt das Klangregelnetzwerk weitere
schaltungstechnische Finessen: Das Entzerrerwerk wurde nämlich so dimensioniert, daß selbst bei geringer
Aussteuerung des Verstärkers die Klangregelung schon wirksam ist und die jeweilige Stellung der Klangregler die
Gesamtverstärkung praktisch nicht beeinflussen (1000 Hz).
Die Tonfrequenz gelangt dann von der Klangregelstufe auf das Steuergitter der Röhre EF 804. Im Gegensatz zu den
üblichen Schaltungen von Verstärkerstufen, die mit einem niedrigeren Arbeitswiderstand arbeiten, liegt im
Anodenkreis dieser Röhre ein Arbeitswiderstand von 2,2 MOhm, wobei die Schirmgitterspannung dieser Röhre am
Kathodenwiderstand R 20 der Endröhre abgenommen wird. Dadurch wird eine hohe Stufenverstärkung erreicht und eine
direkte Kopplung der Verstärkerstufe mit dem Steuergitter der Endröhre EL 84 ermöglicht. Es erübrigt
sich daher ein Kopplungskondensator, der zu Phasendrehungen und Qualitätsverlusten führen kann. Die Zuleitungen
zum Steuergitter wie auch zum Schirmgitter der Endröhre EL 84 enthalten UKW-Schutzwiderstände zur
Unterdrückung einer evtl. Selbsterregung der Endstufe durch HF-Schwingungen.
Die Gittervorspannung der Endröhre wird durch die Differenz Anodenspannung der EF 804 und dem Spannungsabfall an dem
Kathodenwiderstand R 20 bestimmt. Damit der richtige Arbeitspunkt eingehalten wird, wurde der Kathodenwiderstand R 20 mit
700 Ohm dimensioniert und zur Vermeidung eines Verstärkungsverlustes mit C 13 überbrückt.
Von der 4 Ohm-Sekundärwicklung des Ausgangsübertragers führt ein Gegenkopplungskanal über R 19
zurück zum aufgeteilten Kathodenwiderstand der EF 804, der zur Linearisierung und Stabilisierung des Verstärkers
dient und dessen Klirrfaktor reduziert.
Aufgrund der Erkenntnis, daß die Gesamtwiedergabegüte eines Verstärkers wesentlich von der Qualität des
Ausgangsübertragers bestimmt wird, fiel die Wahl auf einen hochwertigen Breitbandübertrager der Ausführung
M 65 R. Dieser Übertrager zeichnet sich neben seinem ausreichend bemessenen Kernquerschnitt auch durch geringere
Streuinduktivität aus, so daß dieser ein breites Frequenzband von 30 - 16000 Hz weitgehend amplitudenlinear
verarbeitet.
Der Netzteil liefert die für den Verstärker notwendige hohe Anodenspannung sowie die Heizspannungen für die
Verstärkerröhren. Ebenfalls besitzt er eine getrennte Heizwicklung zur Speisung der Gleichrichterröhre, die
in Doppelwegschaltung die hohe Anodenwechselspannung (300 V) des Netztransformators gleichrichtet.
Die Primärseite des Netztrafos ist auf die üblichen Netzspannungen umschaltbar, und eine Feinsicherung schützt
den Transformator vor evtl. auftretenden Kurzschlüssen und Überlastungen. Als Netzschalter wird ein zweipoliger
Kippschalter verwendet.
Für eine welligkeitsarme Anodenstromversorgung und ausreichende Entkopplung der einzelnen Verstärkerstufen sorgt
die Siebkette C 14, R 22, C 15, R 23, R 6, C 17.
Zur Symmetrierung der Heizspannung dient der "Entbrummer" P 4.
Die Betriebsbereitschaft des Gerätes wird durch ein 10 V Lämpchen angezeigt, welches von der 6,3 V-Heizwicklung
des Netztrafos gespeist wird.