Röhren-Aktivantenne
von Thomas Moppert
Diese Schaltung widme ich unserem Webmaster Jochen, er hat im Januar 2004 die Diskussion über die Möglichkeit
einer Röhren-Aktivantenne angeregt.
Eine Aktivantenne dient in erster Linie der Impedanzanpassung eines gegenüber der Wellenlänge sehr kurzen
Strahlers an den Eingang des Empfängers. Das Einfügen eines abstimmbaren Parallel-Resonanzkreises führt zur
Preselektor-Wirkung und zu höheren Spannungen.
Im Allgemeinen werden Antennenstäbe von ca. 1m Länge verwendet und direkt, oder via eine kleine Kapazität,
an den Hochpunkt des Kreises angeschlossen.
Ergebnisse
Die vorliegende Antenne bringt an verschiedenen Empfängern im Vergleich mit einer 12m langen Drahtantenne bis ins 13m
Band gleich gute Resultate. Bei Tag ist sie eher noch besser, d.h. sie bringt höhere Pegel, ohne vermehrtes Rauschen.
Der Signal-Rauschabstand ist letztlich entscheidend. Bei Dunkelheit konnten im 60m Tropenband besonders gute Ergebnisse
erzielt werden.
In Situationen mit "Elektrosmog" profitiert man mit einer Ferritstabantenne von ihrer Eigenschaft, vorwiegend die
magnetische Komponente des elektromagnetischen Feldes aufzunehmen. Dazu kommt die Richtempfindlichkeit zum Ausblenden von
Sendern auf gleicher Frequenz, was auf MW gute Dienste leistet! Das Gleiche ist mit einer Rahmenantenne zu beobachten.
An empfindlichen Empfängern kann die Antenne auch aperiodisch eingesetzt werden.
Für Experimente habe ich den Drehkondensator in die Antenne integriert, dazu eine schaltbare MW-Spule, Buchsen
für den Anschluss von Steckspulen für KW, Ferritantenne oder Rahmenantenne. Der Antennenstab (Teleskop) kann in
eine 4mm Buchse gesteckt werden. In diese Buchse kann auch die drehbare Ferritantenne gesteckt werden.
(Mit der Maustaste das Schaltbild anklicken, es wird dann in voller Auflösung
dargestellt.)
Bemerkungen zur Schaltung
Das Gerät arbeitet mit 70 V, gewonnen mittels Spannungsvervielfacher. Der Trafo mit 2 mal 6 V ist extern. Andere
Spannungen habe ich nicht versucht.
Die Pentoden EF 85 und EF 183 bringen identische Resultate, die EF 89 ist deutlich schwächer. Die EF 80 geht auch sehr
gut, der Einstellbereich mit dem Poti ist geringer, sie ist keine Regelpentode.
Mit den angegebenen Bauteilwerten, insbesondere der "L-Kompensation" in der Anodenleitung der Pentode, wird
erreicht, dass die Verstärkung über den ganzen Frequenzbereich nicht zu unterschiedlich ausfällt.
Wer nur Mittelwelle hören will, dafür aber gerne höhere Spannungen hätte, z.B. für
Detektorempfang, kann folgendes tun: Kathodenwiderstand der Pentode 390 Ω, Schirmgitterwiderstand 18 k,
Anodenwiderstand 3k3, keine Drossel.
Ich konnte so, auch am Tag, mehrere Sender empfangen.
Die Verstärkung wird über die Vorspannung am Steuergitter eingestellt , Stellbereich etwa 18dB.
Die Ausgangsimpedanz des Kathodenfolgers beträgt 450 Ohm. Mittels Breitband-Impedanztransformation auf 50 Ohm
kann eine Koaxleitung angeschlossen werden.
Der Transformator besteht aus einem Amidon-Ringkern FT-50-75 (AL 2750 mH/1000 Wdg), trifilar bewickelt mit 10-14 Windungen.
Für Empfänger mit "hochohmigem" Antennenanschluss ist ein Widerstand in Serie geschaltet, so wird die
Eingangsimpedanz der üblichen, niedrig-induktiven Antennenankopplungen erreicht. Der Parallel-Kondensator verringert
die Impedanz bei KW.
Da der Kreis der Aktivantenne kaum belastet ist, resultiert bei entsprechenden Spulen eine hohe Güte, was besonders
bei MW ein sehr feinfühliges Nachstimmen erfordert. Ein weiterer Kreis, z.B. eine Bandfilterschaltung, ist nicht
notwendig. Ein zusätzlicher, abgestimmter Anodenkreis wäre zu überlegen. Es ergäbe sich eine höhere
Verstärkung, der in diesem Fall erforderliche aufwendige Umschalter für verschiedene Frequenzen, ein exakter
Gleichlauf und die Gefahr des Schwingens wären zu Aufgaben, die zu lösen wären.
Audion: Während beim Detektor und Superhet der Resonanzwiderstand des Eingangskreises - und damit die
Impedanz der Antennenspule - nur mit der Frequenz ändert, ist beim rückgekoppelten Audion die Sache anders:
Durch die Entdämpfung des Kreises bei angezogener Rückkopplung steigt der Resonanzwiderstand stark an. Bei
gleichbleibender Antennenkopplung würde nun der Kreis durch die Antenne wiederum stärker bedämpft, weshalb
mehrere Möglichkeiten erdacht wurden, die Antennenkopplung veränderlich, insbesondere loser, zu machen:
- Antennenspule mit mehreren Anzapfungen,
- Drehkondensator in der Antennenzuleitung,
- Schwenkspulen.
Die Aktivantenne muss also lose angekoppelt werden. Wenn das Audion eine veränderliche Antennenkopplung hat, kann es
an den 450 Ohm oder an den Hochohm-Anschluss angeschlossen werden. Wenn die Antennenkopplung fix ist, kann ein Poti 4k7
zwischen 450-Ohm Ausgang und den Antenneneingang geschleift werden.
Um ausserdem das Audion vor zu starken Signalen zu schützen, was es eben gar nicht mag, ist die Verstärkung
einstellbar.
Erdung: Probieren! Ich habe teilweise mehr Störungen mit der Erde.
Handempfindlichkeit: konnte ich nicht feststellen. Die Pentode hat eine Abschirmung, sie gehört auf Masse.
Viel Erfolg beim Experimentieren, Thomas