6B4G-Gegentaktverstärker mit Hammond-Transformatoren
von Andreas Schwarz
Die kanadische Firma Hammond (www.hammondmfg.com) ist bekannt als Hersteller von Gehäusen, Racks und Transformatoren.
Das Unternehmen blickt bei der Herstellung von Transformatoren und Übertragern auf eine lange Tradition zurück.
Die Bauteile liegen im günstigen Preissegment, das Sortiment ist ausreichend für eine Vielzahl von gängigen
Schaltungsvarianten und die Ausführung erlaubt die "klassische" Montage der beidseitig mit Endkappen versehenen
Transformatoren auf dem Chassis.
Als Endröhren eines Verstärkerprojektes sollten direkt geheizte Trioden dienen, wie sie in den Anfangsjahren der
Röhrentechnik verbreitet waren. Meine Wahl fiel auf die 6B4G, da bei Verwendung der bis auf die Heizspannung datengleichen
2A3 zusätzliche Heiztransformatoren nötig wären. Die 6B4G wird in dem von RCA beschriebenen Arbeitspunkt
300 V @ 40 mA pro Röhre in Klasse AB ohne Gitterstrom betrieben, als Ausgangsübertrager dient der 1650G vom Hammond.
Dieser hat zwar entgegen den empfohlenen Widerstand von Anode zu Anode von 5 kOhm einen von 6,6 kOhm, was mit einer geringen
Leistungseinbuße einhergeht, aber auch die Endröhren über einen größeren Aussteuerbereich in
Klasse A beläßt.
Die erforderliche Gitterwechselspannung zur Aussteuerung bis zum Einsetzen des Gitterstromes beträgt bis zu 140 V
Spitze-Spitze oder entsprechend knapp 50 V efektiv Sinus. Dies stellt erhebliche Anforderungen an die Treiber bei der durch
das Netzteil nach oben limitierten Versorgungsspannung. Eine 6SN7 kann bei RC-Kopplung an die Endtriode und einer
Versorgungsspannung von ca. 300 Volt höchstens 40...56 Volt Signalspannung abgeben, der Klirrfaktor liegt dann schon
bei 5 % und es blieben keine Reserven. Eine höhere Amplitude der Ausgangsspannung wird bei Übertrager- oder
Drossel-Kondensator-Kopplung an die Endröhre erreicht, das Vorbild hierfür war der Brook Model 12A.
Die 6SN7 wird an der Leistungsgrenze bei 300 V @ 8 mA in Klasse A betrieben, als Anodendrossel dient der Zwischenübertrager
124E von Hammond, bei dem zur Erzielung einer möglichst hohen Induktivität den Primärwicklungen jeweils eine
Sekundärwicklung in Reihe geschaltet ist.
Der Zwischenübertrager besitzt keinen Luftspalt; in der Schaltung heben sich aber die Wirkungen der Ruheströme der
6SN7 in der Wicklung auf. Versuchsweise ingesetzt hatte ich diesen auch als gleichstromfrei (wegen des fehlenden Luftspaltes)
an zwei parallel arbeitende Systeme der 6SN7 angeschlossenen Zwischenübertrager zur Ansteuerung im Gegentakt arbeitender
6B4G, oberhalb 15kHz setzten Streuinduktivität und Wicklungskapazität dieses einfachen Übertragers aber
Grenzen.
Probleme ergaben sich auch bei diesem Verstärker mit der Wicklungskapazität dieser "Anodendrossel": zum
einen war diese in beiden Wicklungshälften nicht gleich, zum anderen verursachte sie oberhalb von 15 kHz einen
Frequenzabfall. Als erfolgreiche Lösung erwies sich eine geringe lokale Gegenkopplung (ca. 6 dB) über die
Treiberröhre. Diese Gegenkopplung aber macht die im Brook 12A verwendete Kathodynschaltung zur Phasenumkehr
unmöglich. Zur Phasenumkehr dient im Verstärker ein Schmidt-Phaseninverter: um die Typenvielfalt auf dem Chassis
gering zu halten, wurde eine zweite 6SN7 verwendet. Die Verstärkung ist ausreichend für die heute gängigen
hochpegeligen Quellen. Die Gegenkopplung auf die Anoden des Phaseninverters zeigte keine Beeinträchtigung der Symmetrie
- im Grand Amateur 1960 von Loyez wurde diese Lösung bereits angewandt.
Der Differenzeingang dient der Über-Alles-Gegenkopplung (ca. 12dB), er wurde möglichst niederohmig nach Masse
ausgelegt. Die Schaltung arbeitet selbst bei einer Erhöhung der Gegenkopplung bis über 20 dB stabil.
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Aufgebaut ist der Verstärker auf einem Stahlblechchassis der Fa. Hammond, wobei Röhren, Netztransformator,
Siebdrossel und Ausgangsübertrager auf dem Chassis montiert sind.
Die Anodendrossel der Treiberröhren und der zweite Heiztrafo sind unter dem Chassis. Die Endröhren ließen
sich übrigens auch beide ausreichend brummfrei aus der einen vorhandenen 6,3-Volt-Wicklung des Netztransformators
versorgen, bei getrennten Heizkreisen läßt sich aber der Heizungsbrumm per Potentiometer weiter verringern. Die
verwendeten Widerstände sind Beyschlag-Metallschicht der Bauformen 0407 und 0204 je nach Last, lediglich der
Kathodenwiderstand der 6B4G ist ein Drahtwiderstand 10 Watt mit Abgreifschelle.
Die Koppelkondensatoren sind Roederstein MKP, die Elektrolytkondensatoren im Netzteil sind axiale Ausführungen mit 450
Volt bzw. hinter dem Gleichrichter 550 Volt Spannungsfestigkeit.
Die 6B4G sowie die 5U4G sind aus alter Produktion von Svetlana, die 6SN7GT sind russiche Röhren (6H8C) aus den 60er
Jahren.
Gruss, AndreasS