Der Entzerrer-Vorverstärker für den Röhren-Verstärker
Etwas schwieriger als der Eingangs- (Line-) Verstärker ist der Aufbau eines Phono-Verstärkers. Auf Grund der
niedrigen Spannungen, welche magnetische und dynamische Tonabnehmer abgeben, muß die Verstärkung etwa zehnmal
so hoch sein, wie die in der Line-Version. Durch die hohe Empfindlichkeit ist der Phono-Verstärker auch anfälliger
gegen Störungen durch unerwünschte Einkopplung.
Bei der Herstellung einer Schallplatte würden sich, würde man linear vorgehen bei tiefen Tönen zu große
Nadelauslenkungen ergeben, so daß man mit dem vorhandenen Platz auf dem Rohling, also der Schallplatte nicht
auskäme und auch Schwierigkeiten bei der späteren Abtastung entstünden, da die Nadel diesen Rillenauslenkungen
kaum folgen könnte.
Andererseits würde sich die Rillenauslenkung bei hohen Tönen so sehr verkleinern, daß das Nutzsignal bei der
Wiedergabe im Rauschen untergehen würde.
Diese Umstände führten dazu, den Schneidfrequenzgang nach den Empfehlungen der R.I.A.A. (Record Industrie
Association of Amerika) sowie der DIN 4554l festzulegen.
Magnetische Tonabnehmer geben eine Ausgangsspannung ab, die sich proportional zur Geschwindigkeit (T) der
Rillenauslenkung verhält. Diese nimmt aber nach tiefen Frequenzen hin ab. Um wieder einen linearen Frequenzgang zu
erhalten, sollte der Phono-Verstärker nicht nur die niedrige Ausgangsspannung anheben, sondern vor allem diese lineare
Verzerrung aufheben.
Er muß deshalb einen Frequenzgang aufweisen, der spiegelbildlich zur Schneidkennlinie verläuft.
Nach DIN 45500, Blatt 3, soll ein Magnetsystem an einem Belastungswiderstand von 47 kOhm eine Ausgangsspannung von 5...15 mV
erbringen.
U aus
T (cm/s)
= Übertragungsfaktor
Dynamische Tonabnehmersysteme (MS) geben übrigens nur zehn Prozent dieser Spannung ab! Die R.I.A.A.-Korrektur kann
man elektronisch auf verschiedene Arten durchführen:
- Mit einem passivem Filter vor oder hinter einem Verstärker
- Die am meisten angewandte Methode ist es, die Entzerrung frequenzabhängig in einer Gegenkopplung durchzuführen.
Dabei werden hohe Frequenzen stärker gegengekoppelt als tiefe.
- Mischversionen der beiden oberen Methoden.
Hier nun die Schaltung für einen sehr guten Entzerrer-Vorverstärker nach R.I.A.A.-Norm:
Man beachte in dieser Schaltung den Einsatz der beiden Systeme der ECC 83 - wie bereits schon einmal beschrieben muß,
aufgrund der unterschiedlichen Systeme in dieser Röhre, das zweite System als erstes, als Eingangssystem, verwendet
werden.
Der Mikrofon-Vorverstärker für den Röhren-Verstärker
Als zweites - auf dieser Seite vorgestelltes - Peripheriegerät stelle ich nun die Schaltung eines Mikrofon-
Vorversträrkers, geeignet für allerhöchste Ansprüche, vor.
Bei dieser Schaltung handelt es sich um einen Verstarker zum Anschluß eines Studiomikrofons.
Das Eingangssignal gelangt vom Mikrofon zur Primärwicklung eines hochwertigen Eingangs-übertragers der Firma
Pikatron, 61250 Usingen, Achtzehnmorgenweg 6, Tel.: 06081-9146-0; Fax 16026
mit einem Übersetzungsverhältnis von 1:20. Die Sekundärwicklung dieses Übertragers steuert die erste
Verstärkerstufe B1a/B1b mit einer ECC 88 - oder besser E 88 CC - an.
Diese als Kaskode geschaltete Doppeltriode vereinigt den Vorteil der hohen Verstärkung einer Pentode mit dem niedrigen
Eigenrauschen einer Triode. - Die Gittervorspannung des "oberen" Systems entsteht durch den Anlaufstrom an einem sehr hoch
ausgelegten Gitterableitwiderstand, so daß die Probleme der oftmals schwierigen Arbeitspunkteinstellung derartiger
Stufen entfallen.
Die nächste Röhre B2a wirkt als Nachverstärker und gibt das Signal an die Ausgangsstufe B2b weiter.
Dieser Kathodenverstärker sorgt für einen sehr niedrigen Ausgangswiderstand. Die Spannungsversorgung erfolgt
durch das Netzteil eines normalen Vorverstärkers oder Vollverstärkers, von einem einstellbaren Spannungsregler auf
6,3 V stabilisierte Heizungs-Gleichspannung (Strom 0,6 A) eingestellt. - Die (gut gesiebte) Anodenspannung beträgt
hierfür 250 V bei 15 mA.
Der Aufbau dieses Mikrofonvorverstärkers ist unkritisch, wenn die üblichen Maßnahmen für
hochverstärkende NF-Geräte, wie korrekte Nullung, kapazitätsarme Verbindung zur Sekundärseite des
Übertragers und somit zum Gitter der Röhre B1a eingehalten werden.
Mit dem Trimmpoti P1 wird eine Verstärkung von 80 dB eingestellt, mit P3 von 40 dB, jeweils am entsprechenden
Endanschlag von P2.
Dieser Mikrofonverstärker genügt nicht nur den - eher laschen - Bewertungskriterien der HiFi-Branche, sie
erfüllt sogar die Höchstanforderungen der kommerziellen Elektroakustik.
Darius schrieb mir die folgenden Zeilen dazu:
1. Durch die Triode B2a fließen nicht die eingetragenen 0,9mA sondern 1,9mA
2. Die Heizspannung muß, wenn sie so wie auf dem Plan gezeigt verdrahtet wird, entweder 12,6V statt 6,3V betragen
oder der Anschluß wird geändert: Die genannten 6,3V an 4 und 5, Masse an 9.
3. Vielleicht kannst du noch im Text aufnehmen, daß der letzte Kondensator deutlich kleiner sein kann als die
gezeigten 220µF, wenn man nicht gerade seismographische Infraschall-Aufnahmen durchführen möchte.
Beste Grüsse aus Adelaide, Süd-Australien,
Darius