20-Watt-Vollverstärker RIM Tonmeister 2 (1961)
Mit unserem "Tonmeister" kommen wir den vielen Ela-Freunden entgegen, die nicht nur
einen Verstärker fur Tonband-, Schallplatten- und Rundfunkwiedergabe verwenden, sondern diesen auch im Beruf als
Lehrer, Cafetier, Musiker etc. vielseitig benutzen wollen.
Um diesen universellen Anforderungen gerecht zu werden, verfügt unser "Tonmeister" über 3 miteinander
mischbare Eingänge für den Anschluß eines Mikrofons und zweier Tonträgerquellen.
Getrennte Höhen- und Baßregelung, verschiedene Lautsprecherausgänge, Aussteuerungskontrolle,
verzerrungsarme Tonwiedergabe sind weitere Eigenschaften unseres "Tonmeisters", die der erfahrene Praktiker sehr
zu schätzen weiß.
Auf Grund der harten Anforderungen, die an einen solchen Verstärker in der Praxis gestellt werden, wurde unser
"Tonmeister" nicht nur in elektrischer Hinsicht ausreichend dimensioniert, sondern auch aufbaumäßig
mit soliden und robusten Bauteilen ausgestattet.
So besitzt der Verstärker nicht nur ein mechanisch stabiles, formschönes und raumsparendes Flachgehäuse,
sondern selbst die kleinsten Bauteile - die Lötstützpunkte - wurden fast ausnahmslos in hochwertigem Keramik
ausgeführt. Und wenn wir einen Blick auf die elektrische Verdrahtung des Verstärkers werfen, dann ist die
übersichtliche und wohldurchdachte Anordnung der verschiedenen Bauelemente sofort ersichtlich, die nicht nur dem
Selbstbau des Verstärkers zugute kommen, sondern auch ein betriebssicheres Arbeiten gewährleistet und den Service
wesentlich erleichtert.
Alle diese Eigenschaften machen unseren "Tonmeister" tatsachlich zu einem TON-MEISTER!
Die nachfolgende Beschreibung entstammt dem Buch von Heinz Richter, "Elektroakustik für
Alle" :
Selbstbau-Allzweck-Mischpultverstärker ("Tonmeister", Radio Rim)
Auch der hier beschriebene Mischpultverstärker liefert ausgezeichnete Ergebnisse. Die Mikrofonvorstufe wurde mit der
brumm- und klingarmen NF-Pentode EF 86 bestückt und zunächst für den Anschluß hochohmiger Mikrofone
(Kristallmikrofone, dynamische Mikrofone mit Übertrager) ausgelegt. Soll jedoch ein niederohmiges (200 Ohm)
dynamisches Mikrofon angeschlossen werden, so ist lediglich noch zusätzlich ein
Miniatur-Mikrofon-Eingangsübertrager mit einem Übersetzungsverhältnis von ca. 1 : 15 - 1 : 30 in das
Verstärkerchassis unmittelbar an den Sockelanschlüssen der EF 86 einzubauen. Als Übertrager eignet sich u. a.
die Type TM-003 (1 : 30 / 200) der Firma Sennheiser-Electronic, welcher mühelos mit nur einer Schraube am Chassis
befestigt werden kann. Die Lautstärkerregelung der Mikrofonvorstufe erfolgt mit Hilfe des Potentiometers P 1.
Die Mischstufe besteht aus dem Mikrofonregler P 1 und den beiden weiteren Eingangsreglern P 2 (Eingang TA) und P 3 (Eingang
TB). Durch die Verwendung von Entkopplungswiderständen (R 8, R 6, R 7) wird ein rückwirkungsfreies Mischen und
Überblenden der drei Tonfrequenzen gewährleistet.
Während der Übertragung können daher die drei angeschlossenen Tonfrequenzquellen (Mikrofon, Schallplatte und
Tonband bzw. Rundfunk) nicht nur untereinander gemischt werden, sondern es besteht auch die Möglichkeit des stufenlosen
Überganges von einer Tonfrequenzquelle auf eine oder zwei andere.
Anschließend gelangt die von der Stellung der drei Mischregler abhängige Tonfrequenzmischung über C 8 in die
Klangregelstufe.
Die Klangregelstufe selbst wurde so ausgelegt, daß sowohl die hohen als auch die tiefen Frequenzen unabhängig
voneinander und kontinuierlich angehoben oder geschwächt werden können, wobei diese Stufe mit der Röhre ECC
83 auch noch gleichzeitig das von der Mischstufe herkommende Tonfrequenzgemisch etwa 4fach verstärkt.
Neben den großen Regelbereichen des Höhen- und Baßreglers besitzt das Klangregelnetzwerk weitere
schaltungstechnische Finessen: Das Entzerrerwerk wurde nämlich so dimensioniert, daß selbst bei geringer
Aussteuerung des Verstärkers (z. B. Zimmerlautstärke) die Klangregelung bereits wirksam ist und die jeweilige
Stellung der Klangregler die Gesamtverstärkung praktisch nicht beeinflussen. Die Tonfrequenz gelangt dann über C
16 in die sog. Phasenumkehrstufe, die die Aufgabe hat, die beiden Endröhren EL 84 in Gegentaktschaltung mit je einer
in der Amplitude gleichen und in der Phasenlage um 180° gedrehten Spannung anzusteuern. Das geschieht folgendermaßen:
Die Tonfrequenz gelangt von der Klangregelstufe her über C 16 auf das Gitter der ersten Triode von V 3. Dieses System
arbeitet als normale Verstärkerröhre und liefert die Steuerspannung für V 5.
Gleichzeitig erhält das zweite Triodensystem von V 3 als Gitterwechselspannung einen Teil der Ausgangsspannung des
ersten Triodensystems. Die Gegenkopplungsglieder R 22 und R 23 wurden so dimensioniert, daß die von dem ersten und
zweiten Triodensystem von V 3 gelieferten und um 180° phasenverschobenen Ausgangsspannungen am-liitudenmäßig
übereinstimmen.
Neben der Gewinnung zweier amplitudengleicher Steuerspannungen mit einem Phasenunterschied von 180° für die Versorgung
der Gegentaktendstufe liefert die Phasenumkehrstufe noch eine zusätzliche Spannungsverstärkung, so daß die
Gegentaktendstufe mit der zur Erzielung von 13 W Ausgangsleistung notwendigen Gitterwechselspannung von ca. 9 Volt
"angesteuert" werden kann. Die beiden in Gegentaktschaltung arbeitenden Endröhren EL 84 (V 4 und V 5) werden
nun über C 21 und C 24 mit je einer um 180° phasenverschobenen Steuerspannung gleicher Amplitude angesteuert.
Während beispielsweise V 4 eine Steuerspannung von + 9 Volt erhält, bekommt die Röhre V 5 eine
Gitterwechselspannung von - 9 Volt. Die Primärwicklung des Gegentaktübertragers BV 2469 T ist daher in zwei
symmetrische Hälften primärseitig aufgeteilt, wobei die Zuführung der Anodengleichspannung vom Netzteil her
über die Mittelanzapfung erfolgt. Durch die gleichzeitige, amplitudengleiche phasenverschobene Aussteuerung der beiden
Endröhren erhält man daher bei der Gegentaktanordnung eine große Ausgangsleistung, und durch die symmetrische
Anordnung der beiden primärseitigen Wicklungshälften hebt sich gegenseitig ein Großteil der Verzerrungen der
Endröhren auf.
Neben der Gegentaktschaltung ist der äußerst niedrige Klirrfaktor des Verstärkers auch der sog. festen
Gittervorspannung der Endröhren zu verdanken. Wie aus dem Schaltplan ersichtlich ist, wird die Gittervorspannung der
Endröhren wechselspannungsseitig einer Hälfte der Anodenwicklung des
Netztrafos entnommen. Der Spannungsteiler R 37 / R 36 sorgt dafür, daß nur ein Teil der Anodenwechselspannung an
den Gleichrichter über den Schutzwiderstand R 37 gelangt. Die durch den Gleichrichter gleichgerichtete Wechselspannung
gelangt über R 34, P 6, P 7, R 28, R 29 und R 32, R 33 als negative Vorspannung auf die Steuergitter der beiden
Endröhren.
Die Kondensatoren C 22, C 23 werden zur Siebung der gleichgerichteten, negativen Vorspannung verwendet, C 25 dient als
Ladekondensator. Die exakte Einstellung der vorgeschriebenen, negativen Vorspannung sowie der einwandfreie Abgleich der
beiden Anodenruheströme kann durch die Regler P 6 und P 7 vorgenommen werden.
Um ein Selbstschwingen der steilen Endröhren zu vermeiden, sind unmittelbar an den Fassungsanschlüssen der beiden
Endröhren die Schutzwiderstände R 29, R 33, R 38, R 39 angebracht.
Von der 5 Ohm-Anzapfung der Sekundärwicklung des Ausgangsübertragers führt ein Gegenkopplungskanal über
R 40 zurück zum aufgeteilten Kathodenwiderstand des ersten Triodensystems der Phasenumkehrstufe V 3, der zur
Linearisierung und Stabilisierung des Verstärkers dient.
Wie schon erwähnt, verfügt der Ausgangsübertrager neben den niederohmigen Lautsprecheranschlüssen auch
über einen sog. 100 V-Ausgang (800 Ohm bei 12,5 W), der die Anpassung unterschiedlicher Lautsprecher und Tonsäulen
über lange Leitungen an den Verstärker gestattet.
Eine Aussteuerungskontrolle erfolgt durch das Lämpchen 10 V / 0,05 A in der Schirmgitterzuleitung der beiden
Endröhren. Bei Vollaussteuerung der Endstufe fließt ein entsprechend größerer Schirmgitterstrom, der
das Lämpchen zum Aufleuchten bringt. Eine solche Kontrollmöglichkeit erweist sich insbesondere dann als
nützlich, wenn Verstärker und Lautsprecher in zwei verschiedenen Räumen stehen (Anzeige von akustischen
Rückkopplungen, Übersteuerungen).
Der Netzteil liefert die für den Verstärker notwendige hohe Anodenspannung sowie sämtliche Heizspannungen.
Ebenfalls besitzt der Netztransformator BV 2471 eine zweite Heizwicklung zur Speisung der Gleichrichterröhre EZ 81,
die in Doppelwegschaltung die hohe Anodenwechselspannung des Netztransformators gleichrichtet. Nachdem die
Gleichrichterröhre EZ 81 indirekt geheizt wird, werden beim Einschalten des Gerätes die Elektrolytkondensatoren
besonders geschont, zumal die Anheizzeit der Gleichrichterröhre und der "stromziehenden" Endröhren ungefähr
gleich ist. Eine besonders hohe, schädliche Spitzenspannung kann daher beim Einschalten des Gerätes an den Elkos
nicht auftreten.
Die Primärseite des Netztrafos ist auf die üblichen Netzspannungen umschaltbar, und eine Feinsicherung schützt
den Transformator vor evtl. auftretenden Kurzschlüssen und Überlastungen. Als Netzschalter wird ein zweipoliger
Kippschalter verwendet.
Für eine welligkeitsarme Anodenstromversorgung und ausreichende Entkopplung der einzelnen Verstärkerstufen sorgt
die Siebkette C 26 / 27, R 27, C 18, R 17, C 15, R 5, C 4.
Zur Symmetrierung der Heizspannung dient der "Entbrummer" P 8.
Die Betriebsbereitschaft des Gerätes wird durch ein 10 V-Lämpchen angezeigt, welches von der 6,3 V-Heizwicklung
des Netztrafos gespeist wird.