Legende zum Synola Verstärker
von Reinhard Seyer
Ausgangspunkt zum Bau dieses Verstärkers war der Flohmarktfund eines Telefunken Gerätes aus den
Mittfünfzigern. Der überdimensionierte Netztrafo daraus war noch voll intakt, wie so manches Teil, und für
mich erhob sich die Frage: Was baue ich drumherum ?!
Letztendlich kam also ein Amp mit der sogenannten "Russentriode" zur Ausführung! Diese Röhre ist im
militärischen Bereich als sogenannter Längsregler u. Stabi in Gebrauch. Sie hat zwei Heizungen, damit 2 Kathoden
aber nur ein Gitter und eine Anode.
Bei Betrieb mit einem Docht bringt sie 45 Watt Verlustleistung, damit etwa 11 Watt Sprechleistung, bei Betrieb zweier
Heizungen sind es 60 Watt Verlustleistung, entsprechend 15 Watt Sprechleistung.(Faustformel bei Eintakt A Betrieb: 25 %
Wirkungsgrad !)
Abgesehen davon, daß vorhandener Trafo die Leistung nimmer aufgebracht hätte, entschied ich mich für die 1
Docht-Variante.
Mit 200 Volt Anodenspannung, - 70 Volt Gitterspannung, damit einem Ruhestrom von 130mA , bewege ich mich im durchaus
üblichen Rahmen und wenn man die Röhrenheizung dazurechnet, ist dieser Trafo bestens ausgelastet. 2 Wicklungen
für die Anodenspannung (181 Volt u. 170 + 14 = 184 Volt) ermöglichten getrennten Aufbau mit Drossel- u.
Kondensatorsiebung für jeden Kanal per Brückengleichrichtung.
Als Treiber der Endröhren dient pro Kanal eine amerikanische Doppeltriode 6SN7, ein robuster Typ, mit der man eigentlich
nichts verkehrt machen kann. In diesem Verstärker ist sie zweistufig "übereinander" geschaltet und
erfordert dadurch eine Speisespannung von rund 280 Volt. Diese Spannung liefert ein weiterer Netztrafo, innen im Chassis,
quasi auf den Haupttrafo platziert, per symmetrischer Spannungsverdopplung. Weitere Siebungen, auch für die Vorröhren
EC(C) 82, erfolgen kanalgetrennt, um auch hier eine bessere Übersprechdämpfung zu erreichen. Die Heizung der beiden
6SN7 passiert auch aus diesem Trafo per Wechselstrom.
Seinerzeit war ich mir nicht sicher, ob die Empfindlichkeit des Amps ausreichend zum Anschluß meiner Vorstufe ist. Eine
simple NF Pentode EF 86, als Triode geschaltet, sorgte hier für Abhilfe. Im Nachhinein bereitete mir aber diese Röhre
doch gewisse Probleme, sodaß ich mich kürzlich entschied, diese gegen ein System der weniger empfindlichen und
niederohmigeren ECC 82 auszuwechseln.
Diese Röhren sind gleichstromgeheizt, nutzen aber pro Kanal nur ein System, um den Haupttrafo nicht noch mehr zu
belasten.
Unter einer Printplatte versteckt, befindet sich ein weiterer Netztrafo, der nur für die negative Gitterspannung (Bias)
per unsymmetrischer Spannungsverdopplung zuständig ist. Die Konfiguration aus 2 mal Brückengleichrichtung und
Spannungsverdoppler für die Treiberstufe ließen mir zur Erzeugung der Minus-Spannung keine andere Wahl !
Der dazugehörige Schaltkreis befindet sich innen auf einer Platine zwischen Netzschalter u. rechtem Kanal.
An der Rückwand befinden sich 2 Netzsicherungen, die die Transformatoren schützen. Eine Sicherung ist für den
Haupttrafo zuständig. Die 2.Sicherung schützt die beiden Hilfstrafos.
Im Gerät selbst befinden sich weitere 3 Feinsicherungen: Jede Anodenspannung der Endröhren ist abgesichert. Die
Lautsprecherbuchsen sind mit 8 Ohm belegt. Die gelben 4 Ohm Kabel liegen abisoliert innen an der Rückwand des Gerätes
und können jederzeit aktiviert, d.h. angelötet werden. Es ist aber dann zu prüfen, ob die ganz leicht
vorhandene Gegenkopplung noch hinreichend ist. Diese Gegenkopplung findet man als geflochtene, orange-farbene Litze an die
Pertinaxplatten links u. rechts nahe der Treiberstufe geführt und ist eigentlich der 16 Ohm Anschluß.
Der 2-polige Standby-Schalter ist zum Schutz der Röhren und Elektrolyt-Kondensatoren eingerichtet. Ein Kontakt verhindert
ein "Hochlaufen" der Spannung, wenn die Treiber-u. Vorröhren noch kalt sind und noch nicht genügend
Strom ziehen. Der 2. Pol schaltet die gemeinsame Minusleitung der Endröhren zur Schonung. Bei Röhrenwechsel
muß also Standby aktiviert werden !
Die zwei unterschiedlich empfindlichen Eingänge sind pro Stereo-Kanal mischbar. Ein sich bildender Nebeneffekt, da ich
einen Umschalter als störanfälliges Bauteil vermeiden wollte.
Im Signalwegbereich wurden Metallfilmwiderstände eingesetzt. Als Kondensator kam vorwiegend Fabrikat Sprague zum Einsatz.
Mit Wima MKP's können aber auch gute Ergebnisse erzielt werden. Hier öffnet sich ein weites Feld für eigene
Experimente; denn nicht jeder teuere Kondensator führt automatisch zu einem besseren Klang !
Die Endröhren ziehen sehr viel Strom über ihre schlichten Stifte. Hier empfiehlt sich eine eine regelmäßige
Reinigung der Kontakte mit Abrazo o.a. - auch ein sogenanntes Tunerspray (T6, rote Spaydose) wirkt gut. Herausziehen der
Röhre nicht mit bloßen Händen vornehmen, sondern ein Tuch zu Hilfe nehmen, da sich sonst das Handfett bei
hoher Temperatur einbrennt. Beim Wiedereinsetzen den dickeren Stift in die dickere Führung einsetzen !