Negadyn-Empfänger
von Peter Weiss
Hallo Jochen,
beim Stöbern in Ihrer grossartigen Website bin ich diesmal beim Artikel von Wolfgang Holtmann über den
Negadyn-Empfänger
hängengeblieben. Die Schaltung nach Bild 9 habe ich gleich nachgebaut und mit den verschiedensten Röhren
ausgetestet.
Die EF 183 liefert wirklich brauchbaren Empfang, aber die Rückkopplungs-Regelung über die Heizspannung ist bei den
indirekt geheizten Röhren doch zu träge. So habe ich meine Versuche auf direkt geheizte Pentoden verlagert. Meine
Röhren der D-Serie schieden aus, weil hier das Bremsgitter intern mit der Kathode verbunden ist, aber die russische
2SH27L (bei Pollin auch 2J27L genannt) war ein Volltreffer!
Zunächst war der NF-Pegel sehr gering, aber als ich feststellte, dass eine Verringerung der Anodenspannung grössere
Lautstärken ergibt (!) war ich auf dem richtigen Weg.
Wie in dem Artikel beschrieben, muss der Ra in einem sinnvollen Verhältnis zu Ri liegen - und der Ri ist bei der 2SH27L
offenbar besonders hoch. Mit einem Ra von 150 kΩ und nachgeschaltetem NF-Verstärker geht bei nur 4,5 V
Anodenspannung die Post ab. Der parallelgeschaltete C musste natürlich entsprechend reduziert werden, sonst wird die
Wiedergabe zu dumpf.
Hier nun die Details meines Aufbaus. Zunächst das veränderte Schaltbild:
Etwas kritisch ist die erste Einstellung der Heizspannung und des Anodenwiderstands. Ich schlage vor, zunächst mit dem
45 Ω Regler (bei mir war es ein 27 Ω Drahtpoti) etwa 1,6 V Heizspannung einzustellen und den Anodenwiderstand
auf etwa 100 kΩ zu stellen. Die Stellung des 1 kΩ Reglers zur Gittervorspannung ist dabei zunächst
unkritisch - in der Mittelstellung geht es immer. Dann mit dem 100 kΩ Regler den Schwingungseinsatz suchen, falls das
nicht geht, die Heizspannung um 0,1 V verändern und weiter probieren.
Der Abgleich lohnt sich. Bei genauer Einstellung ergibt sich ein richtig guter Empfang. Ich habe in den Abendstunden
viele Fernsender empfangen können. Der Aufbau ist erstaunlich trennscharf und besitzt sogar so etwas wie eine
automatische Feldstärkeregelung. Jedenfalls brüllt der Ortssender nicht ganz so laut wie bei den anderen
Einkreisern, die ich aufgebaut habe.
Besonders komfortabel ist die Einstellung der Rückkopplung. Hat man erst einmal den richtigen Punkt gefunden, braucht
man über den gesamten Abstimmbereich nicht mehr nachzustellen und kann sich ganz auf die Sendereinstellung konzentrieren.
Bei anderen Einkreisern haben sich Abstimmung und Rückkopplung meistens gegenseitig beinflusst, diese Fummelei
entfällt hier also.
Hier nun ein Foto von meinem Versuchsaufbau:
Auf der linken Seite erkennt man den Ferritstab mit den diversen Spulen - ein Ausbau aus einem Röhrensuper der 50er
Jahre. Verwendet wurde hier nur die Mittelwellenspule (etwa 190 ÁH). Davor sieht man den 500 pF Luftdrehko mit dem Feintrieb
und dahinter das Koppelmodul zur Aktivantenne auf dem Balkon. Mein Bastelplatz befindet sich im Keller, ringsherum Stahlbeton,
da geht ohne die Aktivantenne überhaupt nichts.
In der Mitte hinten die Stromversorgung: 2 Mignon-Akkus für die Heizung und 3 Mignon-Batterien für die
Anodenspannung. Die Schaltung geht wirklich am besten mit etwa 4,5 bis 5 V! In der Mitte vorn die Röhre auf meinem
Versuchssockel, rechts daneben die 3 Regler für Heizung, Gittervorspannung und Anodenspannung.
Die übrigen Bauteile hängen frei "verdrahtet" in der Luft - zwischen jeweils zwei kleinen Krokodilklemmen.
Die NF-Verstärkung übernimmt der Heathkit Signalverfolger rechts hinten.
Diese Art des Versuchsaufbaus hat sich bei mir für die verschiedensten Schaltungen bewährt. So kann ich alles
ausprobieren, ohne gleich handwerklich tätig zu werden. Nur die interessantesten Konzepte werden dann realisiert (wo
soll man auch mit den ganzen selbstgebauten Geräten hin?).
Die Stecker und Buchsen sind übrigens 2 mm Hirschmann, die Krokoklemmen aus Kostengründen überwiegend
Billigware, von Verbindungsleitungen abgebaut, die es im Zehnerpack oft sehr günstig gibt. (Man darf nur die
Verbindungsleitungen nicht ohne Veränderung benutzen, denn die Anschlüsse sind nur gequetscht und haben oft einen
störenden Übergangswiderstand.)
Die von mir verwendeten Kabel sind fast alle sehr kurz (3 cm bis 20 cm). Das erlaubt den Versuchsaufbau bis in den
Kurzwellenbereich.
Hier noch ein Bild von oben:
Man erkennt oben das dünne Koaxkabel vom Antennen-Koppelmodul zur Aktivantenne, in der Mitte oberhalb der 2SH27L den
zweiten, leeren Loktal-Sockel mit den 2mm-Buchsen und rechts das zusammengelegte gelbe Koaxkabel als NF-Verbindung.
Und zum Abschluss noch ein Detailbild des Schwingkreises (leider hapert es mit der Tiefenschärfe):
Auf eine Pertinaxplatte ist hinten die Ferritantenne montiert (auf langen Kunststoff-Abstandshaltern, davor der Drehko mit
dem Feintrieb. Die "Frontplatte" bildet ein weiteres Stück Pertinax, unten mit einem kräftigen
Kunststoffwinkel aus dem Baumarkt verschraubt. Ein gleiches Winkelprofil aus Kunststoff bildet rechts die Buchsenleiste zum
flexiblen Anschluss der diversen Spulen und des Drehkos. Der Antennenkoppler von Sony steht lose dahinter. So kann man
verschieden starke Kopplungsfaktoren einfach durch Verschieben simulieren. Der Koppler ist übrigens ein Zubehör
zur Aktivantenne AN-1 von Sony, funktioniert aber auch mit anderen Aktivantennen, bei mir mit der ARA-60. Am rechten
Bildrand erkennt man noch den 220 pF Rohrkondensator.
Jochen, wenn Sie es für sinnvoll halten können Sie meine Beschreibung, Auszüge davon, mit oder ohne
Bilder, gerne auf Ihre Website stellen. Vielleicht wird ja so der eine oder andere zu eigenen Experimenten mit diesem
Schaltungskonzept angeregt. Ich jedenfalls wühle gern in den vielen Anregungen auf "Jogis Röhrenbude"
und häufig kribbelt es dann in den Fingern, und es wird etwas nachempfunden, ausprobiert, verändert und
schliesslich verworfen oder fest aufgebaut. Für die vielen Anregungen und Beschreibungen sage ich "herzlichen
Dank!" und "weiter so!"
Viele Grüsse,
Peter Weiss
Und ich sage ebenfalls: Herzlichen Dank, Peter, für Ihren Artikel und für die lobenden Worte
über meine Homepage.
Solche Worte sind "das Salz in der Suppe"...
Gruß Jochen