8-Kreis-Mittelwellen-Super mit Batterie-Röhren
- von Thomas Moppert
Einleitung
Die Empfindlichkeit und die Regeleigenschaften eines Batterieröhren-Radios mit nur einer ZF-Verstärkerstufe lassen
zu wünschen übrig.
Natürlich kann mit einer Vorstufe die Empfindlichkeit gesteigert werden. Um nicht Intermodulationsstörungen zu
provozieren, muss diese Stufe abgestimmt sein, und selbstverständlich in die automatische Verstärkungsregelung
einbezogen werden.
Zwei gleiche Bilder - zwei unterschiedliche Belichtungen - dadurch auch unterschiedliche Eindrücke. Das war der
Grund, warum ich (Jogi) mich entschloss beide Bilder zu zeigen.
Weil die DK92 (wie auch die DK96) einen hohen Rauschwiderstand aufweist, wäre diese Lösung für Kurzwelle,
zumindest oberhalb 10 MHz, eindeutig zu favorisieren.
Eine weitere ZF-Stufe würde die Regeleigenschaften, und wegen des zusätzlichen Filters, die Kanaltrennung
verbessern.
Für Mittelwelle habe ich hier eine Variante mit einer zweiten ZF-Stufe gewählt. Erstens braucht es dazu nur einen
Doppeldrehkondensator, und zweitens wollte ich die Mischröhre nicht mit der hohen Verstärkung einer Vorstufe
übersteuern und damit Intermodulationsstörungen provozieren. Immerhin sind die Feldstärken in Mitteleuropa
auf Mittelwelle nachts sehr hoch.
Dank der hohen Güte der Ferritantenne ist die Selektivität bezüglich Spiegelfrequenzempfang noch genügend.
Schaltung
Die Eingangsschaltung mit der Ferritantenne und die Mischstufe sind bekannt. Ob eine DK96, oder eine DK92 verwendet wird, ist egal. Bei der Beschaltung ändert nur der Vorwiderstand für Gitter 4: Bei der DK 96 soll er 120 Kiloohm betragen.
Auf die Berechnung des Padding-Kondensators und die Problematik der Oszillatorspule möchte ich hier nicht eingehen. Bei der Beschreibung meines früher gebauten Batterieröhren-Supers kann dies nachgelesen werden.
Schaltungsbeschreibung
(Mit der Maustaste das Schaltbild anklicken, es wird dann in voller Auflösung
dargestellt.)
Hier die verwendeten Bauteile:
Doppeldrehko mit Kreiskapazität 370pF, Oszillatorkapazität 330pF.
Ferritantenne, 20 cm lang, von Reinhoefer-electronic.
Spulenbausatz für die Oszillatorspule: OVMW von Reinhoefer-Electronic
Oszillatorkreis: 164uH, entsprechend 95 Windungen.
Rückkkopplung: 20 Windungen, über die Kreisspule gewickelt.
Padding-Kondensator: 300pF.
Es folgt der zweistufige ZF-Verstärker mit zwei DF96. Beide Stufen werden mit Schirmgitterneutralisation
betrieben. Die Verbindungen von und zu den ZF-Filtern müssen sehr kurz sein.
Bei Schwingneigung in der ZF-Stufe kommen folgende Möglichkeiten in Frage, um das Schwingen zu beheben:
Bedämpfung der ZF-Kreise mit hochohmigen Widerständen, beginnend mit 1 Megaohm an jeden Kreis. Falls es immer noch
schwingt, die Widerstände allmählich verkleinern, bis Ruhe herrscht.
Schutzwiderstände von ca. 10 bis 100 Ohm an die Gitter- und Anoden- Anschlüsse legen.
Abschirmbleche zwischen Gitter- und Anodenanschlüsse der Röhrenfassungen löten.
Die Filterbreite kann bei den Filtern von Reinhoefer-electronic eingestellt werden, dazu sind die geschlitzten
Ferrithülsen drehbar. Ich fand einen guten Kompromiss zwischen Bandbreite und Trennschärfe, wenn beide Schlitze
im rechten Winkel zur Längsseite des Filters stehen.
Nach der Demodulation folgt ein Tiefpass für die Niederfrequenz. Der angegebene 47pF Kondensator wird teilweise durch
das abgeschirmte NF-Kabel zum Lautstärke-Poti gebildet. Er kann also gegebenenfalls auch weggelassen werden.
Der NF-Verstärker mit der Pentode der DAF96 und der Endstufe DL96 ist sehr empfindlich. Ich habe eine
Gegenkopplung (ca. 6 dB) von der Sekundärseite des Ausgangstrafos an die Basis des Lautstärke-Potis gelegt. Mit
dem Kondensator parallel zum Gegenkopplungswiderstand kann bei Einspeisung eines 1 kHz-Rechtecksignals am Hochpunkt des
Potis der Frequenzgang optimiert werden. Man kann die Gegenkopplung ohne weiteres weglassen.
Der eingebaute Lautsprecher ist kein "Riese", ich habe schon Lautsprecher mit weitaus besserem Wirkungsgrad in
Batterieröhren-Radios getroffen. Er musste halt einfach in dieses kleine Gehäuse passen... für
Zimmerlautstärke reicht es aber allemal gut.
Mechanik
Der Drehko ist zusammen mit den Trimmern auf einer Epoxy-Platine montiert. Sein Antrieb ist 3:1 untersetzt. Mit einem
Mentor-Getriebe 6:1 wird zusätzlich untersetzt, es ergeben sich also insgesamt 9 Umdrehungen, was eine sehr bequeme
Sendereinstellung ermöglicht.
Die Alu-Skala dreht sich anderthalb mal. Welche Frequenzangabe gilt, kann bequem an der Stellung der Rotor-Pakete gesehen
werden, der Plexiglasdeckel macht's möglich.
Ergebnisse
Tagsüber sind sehr viele Sender in guter Qualität zu hören. Mit einbrechender Dunkelheit füllt sich das
Band noch mehr, Sender liegt neben Sender. Dank der guten Filterwirkung sind keine Trennschärfeprobleme zu verzeichnen.
Wegen der guten Regeleigenschaften ist Fading fast kein Thema, ausser natürlich bei Selektivschwund. Um diesen zu
beheben, bräuchte es einen
Synchrondetektor.
Die Tonqualität ist, vor allem mit einem kleinen Walkman-Hörer, sehr gut. Praktisch kein Rauschen, kein Brumm.
Bei Gleichwellenempfang kann durch Drehen des Gerätes versucht werden, mittels der Peilwirkung der Ferritantenne, den
Störer auszublenden.
Noch eine Bemerkung zum Empfang mit Ferritantenne:
Im Vergleich zu einer Drahtantenne, nimmt die Ferritantenne vor allem den magnetischen Teil des elektromagnetischen Feldes
auf. Das bedeutet weniger Störungen durch Elektrosmog aus der näheren Umgebung.
Im Vergleich zu einem sehr guten MW-Empfänger, den ich an einer Drahtantenne auf dem Dachboden betreibe, ist der
Empfang mit der Ferritantenne in den meisten Fällen deutlich (!) weniger gestört. Dazu kommt noch die Peilwirkung
der Ferritantenne.
Fazit: Mittelwellenempfang mit Ferritantenne ist ein Genuss!
Dank
Jochen danke ich sehr, dass er auch dieses Radio auf seiner Leserbriefseite veröffentlicht.