Röhren-Bandecho
1. Vorwort
Die Idee, ein Bandecho in Röhrentechnik zu bauen, geht auf den Wunsch zurück, ein "richtiges", sprich
mit Röhren betriebenes, Bandecho zu besitzen, genauso wie es in den 50er Jahren von Musikern wie z.B. Elvis� Gitarrist
Scotty Moore verwendet wurde, um ein "slapback" echo zu erzeugen welches man ganz auf den frühen Schallplatten,
wie zum Beispiel "Mystery Train" oder "Baby Let�s Play House" hören kann.
OK, Scotty Moore besaß einen, von Ray Butts speziell für Chet Atkins und ihn gebauten Echosonic Verstärker,
der ein eingebautes Bandecho besaß, mit dem er das "slapback" echo erzeugte.
2. Anfänge (Schaltplansuche)
Der Bau blieb mir lang verwehrt, da ich keine Schaltpläne auftreiben konnte. Als ich dann endlich im Internet auf
den Schaltplan des Klemt Echolette NG-51 stieß, verwarf ich erst mal den Plan, ein Echo zu bauen, da mir der
Schaltplan zu kompliziert war. Dann lag alles erst mal auf Eis. Durch Zufall fand ich dann, während ich eigentlich auf
mein schriftliches Abi hätte lernen sollen, den Schaltplan des berühmten Echoplex Bandechos im Internet:
Dieser war viel einfacher aufgebaut, mit viel weniger Teilen und ähnelte vom Bild her den Schaltplänen von Fender
Verstärker aus den 50er und 60er Jahren, in deren Bild ich mich eingelesen/eingearbeitet hatte, das mir also vertraut
war.
Nun war mein Feuer entfacht. Immer wieder führte mich der Weg anstatt zum Schreibtisch um zu lernen an den PC, um im
Internet so viele Informationen über Bandechos zu erhalten wie nur möglich. Die Informationsausbeute war eher
dürftig und ich musste mir schließlich anhand der Bilder die ich von den Echos fand überlegen, wie ich das
mit der Mechanik hinbekomme.
3. Ideen / Konstruktionen
Die große Frage war sowieso noch, woher bekomme ich die Teile, also Motor, Tonköpfe, Andruckrolle, etc.....
für das Echo her? Das Beste schien mir, sie aus alten defekten Röhren-Tonbandgeräten zu nehmen. So ersteigerte
ich erst einmal bei ebay zwei defekte Grundig Tonbandgeräte (TK23 und TK145), um mit einem TK240, das bei mir schon
zuhause ausgeschlachtet rumstand, eine Basis für den Bau zu haben.
Zahlreiche Skizzen und schlaflose Nächte folgten, in denen das Gerät Gestalt annahm, um dann doch wieder verworfen
zu werden, weil irgendetwas dann doch nicht realisierbar gewesen wäre.
So zum Beispiel die Idee, die Motordrehzahl regelbar zu machen, um die Bandgeschwindigkeit kontinuierlich einstellen zu
können. Durch Rainer Fredel, dem ich an dieser stelle schon mal herzlichst für die Hilfe beim Bau Danke, und ohne
den das Echo niemals funktionieren würde, erfuhr ich, dass die Drehzahl der Motoren aus den Tonbandgeräten von der
Netzfrequenz abhängt, damit deren Bandlauf absolut ruhig ist.
Nun musste ein anderer Lösungsansatz her. Ich beschloss, den Wiedergabekopf verschiebbar anzubringen, um so, durch einen
veränderlichen Abstand von Aufnahmekopf zu Wiedergabekopf, die Echozeit einstellen zu können.
Ein Problem stellten auch die Röhren dar. Das Echoplex verwendet zwei 6EU7 und eine 6C4, die ich nicht auftreiben
konnte. Im Internet las ich, dass jemand sein Echoplex mit 12AX7 betrieb, ohne die Schaltung (nur die Sockel) geändert
zu haben. Also mussten die ja wohl genauso gut gehen. Der 6C4, die den Löschoszillator betreibt, entsprach die EC90,
die ich aber leider auch nicht auftreiben konnte. An deren Stelle würde ich nun ein System von einer 12AU7 (ECC82)
verwenden. - Später stellte ich beim Betrieb fest, dass die Löschspannung zu niedrig war und das Signal nicht
löschte. Nach tagelanger Fehlersuche und viel Mailverkehr mit Rainer war ich kurz davor aufzugeben, da wir das nicht in
den Griff bekamen. Irgendwann kam mir der Gedanke, einfach einmal eine andere Röhre einzustöpseln. Ich probierte
die 12AX7 (ECC83) und die 12AT7 (ECC81) aus. Und siehe da, mit der 12AT7 war das Problem auf einmal beseitigt.
Für die Gleichrichtung kam für mich nur eine Röhre in Frage, meine Wahl fiel auf die EZ80.
Eine weitere Röhre, die für mich Kult ist, musste natürlich auch zum Einsatz kommen: Das "Magische
Band" EM84 / EM87. Sie sollte zur Aussteuerungsanzeige des Bandes dienen (In Gedanken schwebte mir das Bild des Klemt
Echolette Bandechos vor, das ja auch ein Magisches Band besitzt).
4. Schaltplan / Layout
Hier ist nun der Schaltplan, so wie er von mir geändert wurde und das von mir erstellte Layout wie sie in diesem
Echo zum Einsatz kommen:
5. Bau
5.1. Materialien / Teile
Der Motor stammt aus einem Grundig TK145 Tonband. Er besitzt auch die Trafowicklungen für die Anode und die Heizung.
Dies ist von Vorteil, da kein extra Transformator montiert werden muss, was Gewicht und Platz spart.
Die Tonköpfe stammen alle aus Grundig Tonbandgeräten (TK145, TK23, TK240), die Oszillatorspule stammt aus dem
TK240.
Die gängigen Bauteile wie Widerstände, Kondensatoren, Potis, Buchsen, Schalter, usw. bestellte ich bei
Reichelt Elektronik, da dort die Bauteile wesentlich günstiger sind als z.B. bei Conrad.
Alle Kondensatoren sind WIMA MKP-10 mit 630V, bzw. Keramikkondensatoren von KERKO mit 500V. Die Widerstände, soweit sie
nicht Ausbauware aus den Tonbandgeräten sind, sind 1W Kohleschichtwiderstände.
Der Trimmpoti der EM84 stammt aus einem der Grundig Tonbandgeräte.
Die Montage der EM84 erfolgte mit Hilfe einer Feder, unter die die Röhre geschoben wird und durch deren Spannung
sie festgehalten wird.
Der Fußschalter ist ein Schaltergehäuse aus dem OBI-Baumarkt, aus dem ich den Originalschalter herausgenommen
habe, und an dessen Stelle einen Fußschalter, wie er in Boden-Effektgeräten verwendet wird, eingesetzt habe.
Hierzu musste vom Kunststoff des Gehäuseoberteils innen etwas weggefeilt werden, um dem höheren Schalter Platz
und Halt zu bieten. Er wurde mittels einer Kunststoff-Unterlegscheibe an der Gehäuseoberseite befestigt.
5.2. Chassis
Das Chassis fertigte ich komplett aus Messingblech, da mir die Radios der 50er Jahre vorschwebten, bei denen mit
Goldleisten und Emblemen nicht gespart wurde. Ursprünglich wollte ich das Gerät mit schwarzem Vinyl beziehen was
dann einen sehr edlen Eindruck vermittelt hätte.
Nach dem Bohren aller Löcher und dem Aussägen der Röhrensockellöcher, sowie dem Schlitz für das
Magische Band mit Hilfe einer Metallbügelsäge aus dem Goldschmiedebedarf, wurde das Chassis von Hand, sprich mit
Hammer und Schraubzwingen, gebogen. Danach wurde es mit "Never Dull", einer Polierwatte aus dem Motorradzubehör,
poliert und anschließend sofort mit Zaponlack versiegelt.
Die Beschriftung erfolgte von Hand, mittels eines STEADTLER Permanent - Stiftes. Dieser ließ sich, wie ich herausfand,
mit Spiritus wieder entfernen, was bei Schreibfehlern oder verwackelten Buchstaben von Vorteil war. Man durfte nur nicht zu
lange an einer Stelle reiben, da sich sonst der Zaponlack ebenfalls ablöste. Am besten war es, mit einem Spiritus
angereichertem Taschentuch einmal schnell über die Stelle zu fahren, kurz zu warten und dies, wenn nötig, nochmals
zu wiederholen. Wichtig war einfach das Abtrocknen des Spiritus zwischen den Reinigungsvorgängen.
5.3. Verdrahtung
Als Verdrahtung kam für mich nur das klassische "point to point-wiring" in Frage und zwar genau so, wie
ich es in den Layout Plänen von Fender Verstärkern der 60er Jahre gesehen habe: Die Teile sind auf ein "eyelet
board" montiert, was den Vorgänger der heutigen gedruckten Platinen darstellt. Es wurde bei Fender damals verwendet,
um die Verdrahtung getrennt vom Chassis bauen zu können und sie später komplett in die Chassis einzusetzen. Dort
konnten sie dann in einem Arbeitsgang an die chassisverbundenen Teile, wie Buchsen, Potis, Trafos, etc, angeschlossen werden,
die schon vorher, in einer separaten Linie, montiert worden waren.
Diese Verdrahtungstechnik ist meiner Meinung nach sehr übersichtlich und es ist von Vorteil, wenn die Verdrahtung
außerhalb des Chassis erfolgen kann, da man mehr Bewegungsfreiheit hat.
Als "eyelet board" verwendete ich eine Lochrasterplatine, in die ich Lötnägel montierte. Sie ist an zwei
Stellen über Abstandshalter auf dem Chassis befestigt.
5.4. Gehäuse
Das Gesamtbild des Echos sollte dem der Fender Verstärker der 60er Jahre entsprechen, mit den Reglern und
Eingängen an der abgeschrägten Frontplatte und dem Netzschalter, sowie den Fußschalterbuchsen an der
Rückseite. Das Gehäuse wurde aus Fichtenleimholz gefertigt, an den Kanten mit Nut und Feder verbunden, um bessere
Festigkeit zu erlangen. Bezogen wurde es mit blaugrauem Cordstoff.
Gruß, Lorenz
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