"SE - High-End" mit der 6C33C - Neue Ausführung
von Klaus
Vor nun cirka 5 Jahren habe ich meinen "Klaus" Single-Ended Vollverstärker mit der 6C33C-B in der
Röhrenbude zum ersten Mal vorgestellt. Viele Röhrenfreunde zeigten seitdem großes Interesse an diesem
Gerät. Der SE entwickelte sich immer weiter und es flossen immer wieder neue Ideen ein.
Nun ist es an der Zeit, die im Laufe der Jahre gemachten Erfahrungen einer systematischen Neubetrachtung zu unterziehen.
Vom nun abgeschlossenen Gerät möchte ich sagen, dass alle Bauteile und Funktionen, die sich im Laufe der Jahre als
durchweg positiv bestätigt und klanglich bewährt haben, beibehalten wurden. Verzichtbares wurde revidiert.
Der SE-Vollverstärker befindet sich inzwischen auf einer neuen Entwicklungsstufe.
Viele der Änderungen entstanden aus dem Antrieb, den meines Erachtens optimalen Klang für diesen Verstärker
bereitzustellen. Das heißt, die Nähe zum Original (der Musik) möglichst gering zu halten. Das Ergebnis ist
eine sehr neutrale und dynamikstarke Abstimmung. - Dazu weiter unten mehr.
Als zentrale Punkte des neuen Konzepts möchte ich folgendes ausdrücklich nennen, der Rest ist bekannt und auf
der Röhrenbude-Seite nachzulesen.
Schaltung und Bauteile:
Es werden nur hochwertige und dauerhaft belastbare Bauteile verwendet. So zum Beispiel MKP-Kondensatoren mit Beipass-C in
Glimmer- oder 1%iger Polypropylenausführung. Auch die ausschließliche Verwendung von Metallschichtwiderständen
mit sehr geringen Toleranzwerten (1% oder 0,1%) hat sich als sinnvoll erwiesen. Für die signalführenden Pegel- und
Lautstärkeregler werden selektierte Alps-Potis verwendet.
Die Pegelsteller (Studiostandard) sind zwischen Vor- und Treiberröhren eingesetzt (Alps 47 kOhm), Lautstärkeregler
ist ein Alps (100kOhm).
Die Wahlschaltung der Eingänge erfolgt über einen sehr stabilen "kontaktsicheren" Umschalter (ELMA-Schalter
Keramikausführung, vergoldete Kontakte - Schweizer Qualität). Ebenso die Vierfachregelung des Ruhestroms.
Das Netzteil ist mit der Diode 1N4007 sowie doppelten Lade- und Sieb-Elkos ausgerüstet. Das Endstufennetzteil
besteht hingegen aus getrennten Netzteilen mit 2x 5U4 GB EH Gleichrichterröhre.
Die Netzteil-Elkos sind zusätzlich mit Dämpfungsscheiben "stillgelegt" und so resistenter gegen
Erschütterungen.
Der Endstufenausgang kann als 4 oder 8 Ohm ausgeführt werden.
Die Eingangsröhren sind in SRPP geschaltet und gleichspannungsbeheizt. Die Kathode ist mit 47µF entkoppelt. Koppel-Cs
arbeiten mit Beipass C und sind als 0,22µF 630V MkP10 von WIMA ausgeführt.
Alle strom- und spannungsführenden Verbindungen sind in Handverdrahtung ausgeführt! Es kommen aus Sicherheits-
und Qualitätsgründen nur hochwertige Kabel zum Einsatz!
Röhren:
Als Leistungstriode kommt nach wie vor die russische 6C33C-B zum Einsatz (selektiert). Vor ihrem Einbau ins Gerät wird
sie mit Musik bei Ua=200 V und Ia=120 mA über 10 Stunden "eingespielt".
In der Vorstufensektion arbeitet jetzt viermal die Doppeltriode 12SL7GT von Westinghouse. Neben klanglichen Vorteilen und
Rauscharmut hat mich ihre mechanische Ausführung überzeugt. Sie mit einem sehr guten Keramik-Sockel versehen und
ist mit einem Spezialbelag gut gegen Mikrophonieeinflüsse geschützt.
Die verwendete Gleichrichterröhre 5U4 GB EH ist eine Neuentwicklung von Elektro-Harmonix. Die 5U4 (Id = 370mA) wirkt
sich, durch die hohe Stromreserve, klanglich sehr positiv aus. Ihr Einsatz erfolgt kanalgetrennt, also zweimal.
Nach Fertigstellung des Gerätes werden alle Röhren nochmals 60 Stunden im Gerät, also ihrem zukünftigen
Einsatzort, "eingespielt".
Gehäuse und Bedienung:
Das Gehäuse besteht aus dem bekannten, sehr stabilen und elektromagnetisch günstigen 1,5mm starken schwarz
beschichteten Elcal-Profileinschub aus Stahl. Jedes Gehäuseteil ist mit dem Schutzleiter verbunden!
Die Netz-Kaltgerätesteckdose verfügt über einem vorlaufenden Schutzleiterkontakt und eingebautem Netzfilter.
Der Verstärker verfügt über 4 getrennte Eingänge (Impedanz 100 kOhm). Alle Cinch-Buchsen sind in
vergoldeter High-End-Ausführung mit vorlaufendem Massekontakt.
Der Ruhestrom ist vierfach umschaltbar. Seine Einstellung ist bequem und vor allem sicher von außen mit einem kleinen
Schraubendreher vorzunehmen. Die abschaltbare 13mm rote LED-Anzeige am Gerät macht somit ein Multimeter
überflüssig.
Zum Schutz der Lautsprecher arbeitet das Netzteil des Verstärkers mit relaisgesteuerter Ein- und
Ausschaltverzögerung. Dass der Verstärker im laufenden Betrieb oder beim Umschalten der Eingänge oder des
Ruhestroms nicht knackt oder brummt, versteht sich von selbst.
Alle Trafos/Aüs haben High-End-Qualität. Der
Netztrafo ist als Ringkern mit getrennten Wicklungen ausgeführt, vergossen und das Gehäuse ist gepulvert (Leistung
410 VA). Die speziellen Ausgangsübertrager sind im Metallgehäuse vergossen und ebenfalls gepulvert.
Die Lüftung der Röhren wurde optimiert und erfolgt nach dem Schlot-Prinzip über Lüftungsschächte.
Eine ausreichend perforierte Gehäuse-Grundplatte ist für eine effiziente passive Kühlung natürlich
Voraussetzung.
Design:
Der neue "Klaus-SE" lässt sich auf den ersten Blick erkennen. Das Design wurde überarbeitet. Am
augenscheinlichsten ist das neue "Ensemble" im Hintergrund. Durch die im Metallgehäuse vergossenen Aüs
sowie den Netztrafo können diese nun ohne weitere Abdeckung auf dem Gehäuse "stehen". Die Frontplatte
ist mattschwarz lackiert und mit sehr funktionell wirkenden Hochglanz-Kunststoff-Knöpfen bestückt.
Die rote LED-Anzeige liegt nun "unterflur". Der bisher dafür verwendete Rahmen konnte entfallen. Generell
wurde das Aussehen des Verstärkers bewusst unauffällig gestaltet, was sich mir seiner "musikalischen Art"
sehr gut verträgt.
Klang:
Der Klang des neuen "Klaus-SE" ist im positiven Sinne neutral. Sein Charakter ist es das, was auf dem Tonträger
vorhanden ist (oder auch nicht) unter Würdigung der vorliegenden Qualität abzubilden. Er "dichtet" nichts
dazu und lässt aber auch nichts in opulenter "Röhrenwärme" untergehen.
Effekthaschende Überbetonungen im Klangbild konnte ich nicht feststellen. Er spielt vielleicht noch eine Spur neutraler
als sein Vorgänger und ist im Bass noch akribischer geworden. Soll heißen, dass auch bei komplexer Instrumentenlage
im tieffrequenten Bereich eine saubere Trennung mit klaren Konturen herrscht.
Die strikte Umsetzung der gemachten Erfahrungen bezüglich der signalführenden Bauteile ist Grundlage für eine
sehr dynamische Darstellung. Eine nylonbesaitete Gitarre unterscheidet sich eben nicht nur im Klang, sondern auch in ihrer
Dynamik und Spielweise von einer stahlbesaiteten Westerngitarre. Diese Unterschiede treten sehr genau zu Tage und bieten dem
Hörer ein hohes "Entdeckungspotential" in scheinbar bereits bekannter Musik.
Ebenso ehrlich muss gesagt werden, dass schlechte Aufnahmen auch als solche entlarvt werden.
Der Verstärker hat bei zweimal 6 Watt Ausgangsleistung, dabei ein starkes und bei Bedarf druckvolles Klangbild.
Auch der Bassbereich ist präsent und substanziell. Bei Wiedergabegeräten mit der üblichen Ausgangsspannung
von um die 2 Volt ist auch bei Boxen mit einem Wirkungsgrad von knapp unterhalb 90db/1Watt/1Meter eine völlig
ausreichende Zimmerlautstärke bereits bei "Neun-Uhr-Stellung" des Lautstärkereglers möglich. Die
erreichbare Maximallautstärke ist für gewöhnliche Wohnräume bereits nicht mehr geeignet!
Der Ehrlichkeit und Direktheit habe ich bei der Abstimmung den Vorzug vor "röhrentypischer" (künstlicher)
Wärme gegeben. Vermutlich ist der Verstärker vom klanglichen Aspekt daher eher für erfahrenere Röhrenfreunde
geeignet, die kein festes Bild im Kopf haben, wie ein Röhrenverstärker klingen muss.
Abschließend sei noch gesagt, dass der Klang immer das Ergebnis einer Kette ist, deren Geräte aufeinander
abgestimmt sein sollten. Gute und nicht zu "hart" oder ausgesprochen digital klingende CD-Player spielen an diesem
Verstärker sehr natürlich. Auch mit Plattenspieler, Tape-Deck und Tuner wurden sehr gute Erfahrungen gemacht.
Der hier beschriebene Single-Ended 6C33C-B Vollverstärker ist klanglich sehr hoch einzuschätzen. Die
Voraussetzungen dafür sind Handverdrahtung und moderne Bauteile, ein hochwertiger Netztrafo und AÜ - vergossen in
Metallgehäuse.
Gruss, Klaus
Es folgen weitere Fotos sowie die Schaltbilder:
Die Schaltungen des gesamten Gerätes:
(Mit der Maustaste das jeweilige Schaltbild anklicken, es wird dann in voller
Auflösung dargestellt.)
Vorverstärker:
Endstufe:
Hochvolt-Netzteil:
Netzteil für 12,6-Volt-Heizspannung und LED-Panel:
LED-Display - Ansteuerung und Beschaltung:
Trafo-Beschaltung:
Röhrenschaltbilder und -sockel :
Es folgen ein paar Stimmgsaufnahmen, die die Eleganz und die Schönheit dieses Verstärkers (meiner Meinung nach)
sehr verdeutlichen: