Class A HiFi mit ECC83 und EL84


Als allererstes möchte ich vorweg schicken, das der hier vorgestellte Amp
alles andere als fertig oder in irgendeiner Weise perfekt ist
und das war mit Sicherheit auch nie so geplant, denn eigentlich sollte
dies nur eine Experimentierplattform für Vorstufenschaltungen in
Gitarrenverstärkern werden!
Allerdings stellte sich schnell heraus das es mein erster Selbstgebauter
werden sollte, denn irgendwie bekam ich Collophoniumfieber
und beschloss, mich in die vorher fast unbekannte Materie einzuarbeiten.
Und für konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge
bin ich immer dankbar (s.u.) !

Und an dieser Stelle möchte ich auch Jan-Philipp Wüsten
(www.die-wuestens.de) nochmals zum einen für die tollen
und vor allem preiswerten Bauteile
und zum anderen für die geduldige Beantwortung
einiger, aus heutiger Sicht, "Anfängerfragen" danken !

Da der grösste Teil des Verstärkers aus wiederbelebten
Altteilen (Chassis, Trafos) besteht, liegen die Kosten bei unter 300 DM !
Netterweise habe ich dazu eine nagelneue ECC83 im Proberaummüll (!)
gefunden und eine EL84 (Lorenz) stammt aus einem 50er Jahre
Nordmende Carmen und läuft besser als die zweite nagelneue (JJ/Tesla) !

Beim Aufbau sind mir dann auch einige Dinge aufgefallen,
die ich hier näher erläutern möchte.

Zuerst das immer wieder gern besprochene Thema Klangregelung.
Meine grundsätzliche Meinung dazu: "Klang ist was gefällt!!!"
Da ich aber was gegen Potis habe, habe ich hier nach einigen
Experimenten den Weg der Gegenkopplung gewählt,
da man damit auch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe
schlagen kann, nämlich die Anpassung der nötigen Vorverstärkung
und eine effektive Klangbeeinflussung.
Und das ganze benötigt nur drei Kondensatoren und einen Widerstand !
Auch kann man diese mit einem Drehschalter variabel machen (C3,C6)
und mehr als drei Einstellungen braucht eigentlich kein Mensch.
Dabei natürlich aufpassen, das der Verstärker nicht zu schwingen anfängt.
Hier noch eine Bitte an Jogi, dem ich sonst nur Komplimente für seine
klasse Homepage machen möchte, aber bitte keine Uraltpläne
mehr für Klangregelungen, bei denen Potis mit
Anzapfung nötig sind !

Beim Thema "Netzbrummen" liegen mir vor allem zwei Dinge am Herzen:
Vorstufe immer mit Gleichspannung heizen !
Netzdrosseln können nie gross genug sein !
Die paar Volt die man dort verliert, stehen
in keinem Verhältniss zum Siebfaktor den man gewinnt.
Dann natürlich: Verdrillen der Netz- und Heizleitungen !
Symmetrierung der Heizspannung !
Dies sind aus meiner Erfahrung die besten Brummkiller.
Und je grösser die Kondensatoren desto besser.
Das gilt natürlich nur für Siliziumgleichrichtung.

Womit ich auch schon beim nächsten Punkt bin,
den Kondensatoren. Da scheint es ja auch fast schon
Religionen zu geben und mangels Testerfahrungen
will ich da keine Meinung abgeben, ausser der,
das ich grundsätzlich alle grossen Elkos mit Folie
überbrücke. Und da 1µF, oder mehr, Folienkondensatoren
in allen Spannungen preiswert erhältlich sind,
sollte das einem der Klang schon wert sein.
Vor allem der Überbrückungskondensator des
Kathodenwiderstandes der Endpentode und die Eingangs-
und Koppelkondensatoren werden häufig zu klein gewählt,
was zu einer schlechten Basswiedergabe führen kann.
Auch wird die Spannungsfestigkeit der Koppelkondensatoren oft
zu gering gewählt. Hier sind ein paar Mark mehr gut angebracht
und ich verwende grundsätzlich nur Kondensatoren mit
mindestens 630V oder mehr.

Als Anregung aus dem Gitarrenverstärkerbau, ohne den
die Produktion von Röhren und das know-how, wohl noch
früher gestorben wären, habe ich einen Stand-by Schalter
eingefügt, der die Anodenspannung unterbricht,
falls der Amp kurzzeitig nicht gebraucht wird.

Und da bin ich auch schon bei den Verbesserungen,
die man noch anbringen könnte.
Da an diesem Schalter die volle Anodenspannung liegt,
werde ich hier sicherheitshalber demnächst
eine Relaisschaltung einbauen.
Im Moment ist der Verstärker nur auf Quellen
wie CD oder Tape eingerichtet, allerdings ist, wie auf dem
Bild zu sehen ist, auch kein Platz mehr für eine
weitere Röhre zwecks RIAA-Entzerrung.




Das Volume Poti kann relativ frei angepasst werden,
je nachdem welcher Eingangswiderstand benötigt wird.
Allerdings werde ich dieses wohl vor die Endstufe verlegen.
Weiterhin ist eine Stabilisierung der Anodenspannung
in Planung und ein Päärchen gematchter EL84
kann auch nicht schaden.
Im übrigen habe ich alle Teile bis auf die stabilisierte
Heizspannung der Vorstufe,
die auf eine kleine Lochrasterplatine passt,
mit Lötleisten frei verdrahtet aufgebaut,
was doch optimal für spätere änderungen
und die Übersicht, ist.
Alle Widerstände sind 2W Metalltypen,
bis auf Schirmgitter und Kathode EL84 in 5W.
Hier muss man beachten, das die "normalen" Widerstände
nur eine Dauerspannung von 250V vertragen.

Um die 2x5W ,die für normale Wohnzimmerverhältnisse
völlig genügen, voll auszunutzen, werde ich mir noch
ein Paar Exponentialhörner bauen.
(Vielleicht hat ja jemand einen Plan für mich?
Hatte an einen 25cm Fostex oder Tannoy-Speaker gedacht.)

Zum Schluss noch ein lebenswichtiger Rat der nicht oft genug
wiederholt werden kann:
IMMER ERST SPANNUNG MESSEN UND FALLS NöTIG
VOR“M LöTEN ENTLADEN !
Die 480 Volt von meinem Marshall haben echt gut gekribbelt!
Nach Möglichkeit viel vorher planen und entsprechende
Literatur studieren, um Material und Nerven zu schonen.

Ach ja, und hier noch das Schaltbild :

Und falls jemand Fragen, Kommentare oder Anregungen
loswerden möchte, mailt mir einfach.

Im übrigen habe ich meinen Transistorverstärker nie wieder angemacht !