Stabilisierte Röhren-Netzgeräte testen
ein weiteres Bastelprojekt

-Der sechte Streich des H.M.Sauer im Röhrenbude-Forum-

Hallo liebe Röhrenfreunde, ich habe hier im Forum in den letzten Wochen so viele Schaltungen für stabilisierte Röhrennetz gesehen, dass ich mich gefragt habe: worin unterscheiden sich die Schaltungsvarianten eigentlich? Klar, stabilisieren tun sie alle, aber wie hoch ist der Innenwiderstand und wie schnell reagieren sie auf Belastungsänderungen ?
Da ich selbst zwei solche Geräte habe (ein etwa kleiners, selbstgebautes, frei nach Bauanleitung von Radio RIM mit EL 84 für max. 50 mA, sowie ein Heathkit PS-3 mit etwas mehr Leistung. Beide Geräte übrigens ohne Glättungskondensator am Ausgang.), habe ich mir mal den Luxus geleistet und einen einfachen "Netzgerätetester" zusammengestöpselt, selbstverständlich auch in Röhrentechnik. Mit dieser Schaltung kann ich folgendes messen: - Den Innenwiderstand, d.h wie gut das Netzgerät die Spannung bei statischer Belastung konstant hält.
- Die Nachregelzeiten, also wie lange es dauert, bis die Regelung Laständerungen korrigiert, und zwar sowohl beim Einschalten eines bestimmten Stromes als auch beim Abschalten.

Zur Schaltung:

Der Netzgerätetester erzeugt definierte Rechteck-Stromimpulse mit einer Frequenz von etwa 1 kHz steilen Ein- und Ausschaltflanken. Man kann natürlich auch andere Frequenzen wählen, indem man die beiden Kondensatoren anpaßt. Die Strom-Anstiegszeiten liegen hier bei etwa 5 Mikrosekunden.
Die Stromstärke kann man mit dem Kathodenwiderstand der Laströhre festlegen, dazu später mehr. Mit einem Oszi kann man die Spannung an den Ausgangsklemmen des Netzgerätes dann anschauen. Da kann man sehen, daß bei stabilisierten Netzgeräten die Spannung beim Einschalten des Stromes kurzzeitig einsinkt. Schlimmer noch: beim Abschalten entstehen kurze Spannungsspitzen, die dem einen oder anderen angeschlossenen Bauelement möglicherweise gefährlich werden könnten.


Der Tester besteht aus einem abgewandelten Transitron-Miller-Recheckgenerator mit ECH 81, der ganz besonders steile Rechteckflanken erzeugt. Dieser wird aus einer eigenen Stromquelle mit etwa 100 V und einigen mA versorgt (Da reicht auch eine 90-V-Anodenbatterie). Der eigentliche Schwingungserzeuger ist dabei die Heptode. Das Triodensystem dient zur Impulsformung und Ansteuerung einer PL 508 (Die hatte ich gerade in den Fingern, eine EL 34 oder so geht sicher auch), die als steuerbarer Lastwiderstand am zu testenden Netzgerät hängt. Die PL 508 schaltet den Laststrom durch das Netzgerät an und aus. Dieser wird durch den Katodenwiderstand Rk begrenzt. Stromimpulse bis zu 500 mA sind da gar kein Problem.

Die PL wird ohne Gitterkondensator, d.h. in DC-Kopplung, von der Triode gesteuert, damit sich beim Aufsteuern keine negative Gittervorspannung aufbauen kann. Der Widerstand am Schirmgitter und die kleine Drossel in der Anodenleitung unterdrücken wilde HF-Schwingungen, zu denen die PL 508 bisweilen neigt. Wichtig ist auch, daß die Spannungsquelle für die ECH 81 und die Heizungspannungen von Erde galvanisch getrennt sind, weil ja schon die Masse des Oszis geerdet ist. Andernfalls baut man beim Anschließen einen Kurzschluß.

Ein paar Messungen:

Hier das Ergebnis einer Messung an meinem Heathkit PS-3 (oben: Strom 50 mA/Teilung, unten: Spannung am Netzgerät, 50 V/Teilung):


Bei einer Strombelatung mit 120 mA bei eingestellten 240 V sinkt die Spannung für etwa 0,1 ms auf ungefähr 100 V ein. Danach ist die Laständerung bis auf 4 V wieder ausgeregelt. Beim Abschalten des Stroms gibt's nur einen ganz kurzen "Hoppser": für wenige Mikrosekunden steigt die Spannung auf 300 V. Dann ist wieder alles gut. Mein kleines quasi-RIM-Gerät regelt noch ein Stücke schneller. Bei Längsregel-Endstufen mit bipolaren Leistungstransistoren kann das wegen der relativ langen Freiwerdezeit viel dramatischer aussehen. Die ist bei Röhren nun mal unschlagbar kurz.

Ich habe die Regelung des Netzgeräts verbessert, indem ich einen 100-nF-Folienkondensator parallel zum Ausgang geschaltet habe. Ich denke, mit 0,5 - 1 Mikrofarad wäre die Sache perfekt.
- Dafür pfeift das Ding ein wenig:


Versuche mit dicken Elkos am Ausgang haben keine weitere Verbesserung gebracht.

Grüße Hans Martin
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