TRIODEN EINTAKTVERSTÄRKER MIT DER BEHÖRDENRÖHRE RV210
von Dietmar Rago▀



Innenansicht des Verstärkers:

Vorgeschichte:
Wieso habe ich einen Trioden-Eintakter mit nur 4W Leistung gebaut?

Die Antwort darauf ist, ich habe bisher nur Gegentakter gebaut mit mehr Leistung.
Eigentlich ist es ja absurd so etwas zu bauen, wenn man normale alte Bassreflexboxen benutzt, so wie ich. Ich habe mir gedacht, wenn es schon ein SE-Verstärker sein soll, muß ich auch besondere Röhren nehmen und dann müssen es auch Trioden sein, wegen dem Vorteil des besseren Klangs und Dämpfungsfaktors.
Erst habe ich mir 300B Eintaktschaltungen in Internet angeschaut, aber diese Röhren sind zu teuer. Durch Zufall sah ich in einer Internetauktion die Telefunken RV210, ich schlug zu. Ich dachte, das ist die Alternative. Also gut, es steht nun fest, ich verwende die seltene RV210.
Der Nachteil bei Verwendung von Trioden ist der schlechte Wirkungsgrad der Schaltung. Aber darauf kam es mir nicht an, ich wollte eine möglichst naturgeträue Wiedergabe.

Das zweite Problem war nun, welche Treiber- b.z.w. Vorstufen- Röhre nehmen?
In der orginalen 300B Schaltung die ich favorisierte war eine ECL82 als Treiber und Vorstufe eingebaut, wobei das Pentodensystem als Triode geschaltet und als Treiber mit rund 8 mA betrieben wird. Das hat mir nicht gefallen, da die ECL82 nicht im optimalen Arbeitspunkt arbeitet. Also beschloß ich, eine ECF80 einzusetzen. Ich habe die orginale Schaltung so umdimonsiert, das eine ECF80 im optimalen Arbeitspunkt arbeitet. Siehe dazu auch die Spannungswerte im Schaltplan.

Funktionbeschreibung:

  • Das Netzteil:
  • Es ist als Doppelmonoversion ausgelegt um möglichst großes Übersprechen zu erreichen.
    Der Trafo N 150/2 stammt von der Fa. Engel.
    Primärseitig ist der 2 polige Netzschalter mit C=47 n/275V~ gebrückt.
    Die Strombegrenzung des Trafos erfolgt durch zwei NTC┤s 33Ω welche in Reihe geschaltet an der 220 V~ Wicklung hängt.
    Abgesichert ist die Primärwicklung mit 0,8 ATr.
    Verwendet werden die zwei 340 V~, 0,15 A Wicklungen jeweils für die Betriebspannung der einzelnen Kanäle.

    Nach der Gleichrichtung mit 2 x 4 A/800V Brücken ist je ein 100 Ω/4W Widerstand angebracht, über diesen kann man den Gesamtstrom der Schaltung messen.
    Danach folgt ein 50 Á/500V Doppelelko von der Fa. The Tube Amp Doctor,
    gefolgt von einer 8 Henry M55 Drossel 220Ω, dann nochmal ein 50 Á/500V Doppelelko und daran sind 400 V Betriebsspannung zu messen. Jetzt kommen zwei Widerstände, einer davon ist 10 kΩ/2W, daran ist ein 16 Á/450V Elko und dort sind 320 V für die Triode der ECF80. Der zweite ist 27 kΩ/0,6W, daran ist ein 16 Á/450V Elko und dort sind 350 V für die Pentode der ECF80.

  • Die Heizung:
  • Die 4 V, 4 A Wicklung ist für die 2 x RV210, die ziehen zusammen 3,2 A und liegen einseitig an Masse. Die 6,3 V, 2A Wicklung ist für die 2 x ECF80 und sind über 2 x 100Ω Widerstände symetriert gegen Masse. Da die zwei ECF80 nur ca. 0,9 A ziehen, sind zwei parallel geschaltete 1Ω/2W Widerstände zwischen der Wicklung um genau 6,3 V~ Heizspannung zu erhalten.

  • Die Eingangs-Treiberstufe:
  • Als 220 kΩ Lautstärkepoti habe ich ein 2 x 24 stufigen Schalter benutzt der logoritmisch bedrahtet ist. Als Vorstufe und Treiber wird jeweils eine ECF80 genutzt.
    Das Pentodensystem der ECF80 wird als Triode beschaltet mit 2 mA Kathodenstrom und dient als Vorstufe mit 27dB Verstärkung.
    Dem Pentodensystem liegt zwischen Gitter und Anode ein C=33 p/630V parallel,
    die UKW-Schwingneigung wird dadurch wirkungsvoll unterdrückt.
    Das Triodensystem der ECF80 wird als Treiber verschaltet mit 8 mA Anodenstrom und einer Verstärkung mit 19 dB Verstärkung.
    Man könnte auch statt der ECF80 eine ECF82 benutzen. Das wurde von mir nicht getestet, da ich keine zur Verfügung hatte.

  • Der Ausgangsübertrager:
  • Laut Datenblatt von Telefunken soll die RV210 auf einen Lastwiderstand von Ra = 4 kΩ arbeiten. Ich habe die preiswerten Ausgangsübertrager ATRA0288 von Frag Jan Zuerst eingebaut, welche sehr gut funktionieren.

  • Der Arbeitspunkt der Endtrioden:
  • Die RV210 werden über die Kathodenwiderstände mit je 745Ω/ 25W eingestellt. Im Datenblatt steht Rk = 720Ω, Uk=50 V, Ia=70 mA, Ua=400 V für den Arbeitspunkt der RV210 im Eintaktbetrieb.
    Da 720Ω nicht handelsüblich ist, habe ich 820Ω Dale 25 W mit 2 x 3,9 kΩ/2W in Reihe parallel geschaltet.

  • Die Gegenkopplung:
  • Sie besteht aus einem 1,5 kΩ Widerstand welcher mit einem 5 kΩ Poti in Reihe geschaltet ist, parallel liegt ein C = 50 p, welches die Schwingneigung vermeidet.

    Abgleicharbeiten:
    Zuerst muss man ein Zweistrahl - Oszi an die Ersatz-Abschlußwiderstände z.B. 5Ω/100W an die zwei Verstärkerlautprecherklemmen anschliessen.
    Nun legt man ein Sinussignal mit 1 kHz und 350 mV~ an die beiden Eingänge.
    Da die beiden Kanäle nicht gleichmäßig laut verstärken (Röhren haben Fertigungstoleranzen), müssen nun die 5 kΩ Gegenkopplungspotis vom größten zum idealen Wert hin eingestellt werden, so das die beiden Sinuspegel übereinander liegen und gerade nicht clippen. Jetzt ist der Verstärker abgeglichen.

    Bemerkungen:
    Ich habe zuerst ohne Gegenkopplung probegehört, da in der High-End Szene so etwas bevorzugt wird, es hat mir aber nicht so zugesagt. Das liegt auch an meinen verwendeten Isophon 3 Wege-Boxen. Um Basskontrolle zu bekommen, habe ich eine Gegenkopplung von 6 dB eingebaut.
    Es wurden konsequent alle Stufen zu einer Sternmasse zusammengeführt, um Brumm schon vorher auszuschliesen. Die Schaltung wurde komplett frei verdrahtet aufgebaut.

    Resume:
    Der Bau dieses Eintaktverstärkers mit RV210 hat sich für mich gelohnt, da er nicht nur der erste war, den ich gebaut habe.
    Nein, er ist für mich etwas besonders!
    Ich hätte nie gedacht, das 4 W Triodenleistung soviel Radau machen können an meinen 3-Wege Boxen - und das ist viel lauter als Zimmerlautstärke. Bisher dachte ich, es könnte nur ein Gegentakter sein. Die Leistung ist vollkommen ausreichend !
    Der Klang ist naturgeträu, mit einen ordentlichen Bassfundament, welche die -6 dB Gegenkopplung unterstützt.

    Schaltplan des SE-Verstäkers mit RV210

    Schaltbild des Verstaerkers
    (Mit der Maustaste das Bild anklicken, es wird dann in voller Auflösung dargestellt.)

    Rechtecktest des SE- Verstärkers mit RV210

    50 Hz Rechecktest im 1V/cm Raster



    100 Hz Rechecktest im 1V/cm Raster



    1 kHz Rechtecktest im 1V/cm Raster



    5 kHz Rechtecktest im 1V/cm Raster



    10 kHz Rechecktest im 1V/cm Raster



    15 kHz Rechecktest im 1V/cm Raster


    Leistungstest des SE- Verstärkers mit RV210

    Sinus Kurve 1 kHz im 2 V/cm Raster bei 4 W an 5Ω


    Gruss, Dietmar Ragoß


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