Audion mit Abstimmanzeige
von Wolfgang Holtmann
Man findet eine Unmenge an Bastelanleitungen mit Audionschaltungen in vielen Veröffentlichungen, damals, so wie heute.
Mit den zur Verfügung stehenden modernen Röhren hat das Interesse nicht nachgelassen. Im Gegenteil! Das ist nicht
verwunderlich, keine andere Schaltung liefert bei geringstem Aufwand so gute Empfangsergebnisse.
Allerdings, so gut wie nie findet man Vorschläge mit einer Abstimmanzeige!
Natürlich sollte der zusätzliche Aufwand im Verhältnis zur eigentlichen Audionschaltung stehen. Unter diesen
Voraussetzungen ist es dennoch möglich, mit nur einer weiteren Röhre Ä–dem Magischen Auge selbst-
auszukommen.
Es bietet sich besonders die EM 800, mit nur einem langen Leuchtbalken, an. Aber auch ähnliche Typen sind brauchbar.
(Mit der Maustaste das Schaltbild anklicken, es wird dann in voller Auflösung dargestellt.)
Schaltungserklärung:
Bekanntlich nimmt bei Empfang einer starken Station die durch Gittergleichrichtung erzeugte neg. Vorspannung zu. Dadurch
sinkt der gemittelte Anodenstrom, was einen Anstieg der Spannung an Punkt A zur Folge hat. Gleichzeitig sinkt die Spannung
an Punkt K, welche sich durch den ungewöhnlich hohen Wert von R3 in der Kathodenzuleitung bildet. Diese gegenläufigen
Spannungen (analog der Katodynschaltung), werden zur Doppelsteuerung der Anzeigeröhre benutzt. Nur diesem Trick
verdanken wir die gute Anzeigeempfindlichkeit und ersparen damit eine zusätzliche Verstärkerstufe!
Das Steuergitter des Magischen Auges bekommt die feldstärkeabhängige Kathodenspannung der Audionstufe
zugeführt, während die Kathode des Magischen Auges über R8 mit einem Teil der entgegengesetzt reagierenden
Anodenspannung des Audions beaufschlagt wird. Mit Trimm-Poti P2 wird (ohne Empfang) eine Spannung an Punkt M ca.1 Volt
höher(!) als die des Steuergitters (über R7 von Punkt K) eingestellt. C11 und C12 verhindern ein Flattern der
Anzeige im Rhythmus der Modulation.
Um noch einen bescheidenen(!) Lautsprecherempfang zu ermöglichen, habe ich das Triodensystem der ECF80 als
NF-Verstärker benutzt. Im Anodenzweig liegt ein kleiner Netztrafo: 230V auf etwa 6V. Die Stufe wird etwas unterhalb der
max. zulässigen Anodenverlustleistung von 1,5 W betrieben.
Allgemeine Hinweise:
Es können nachträglich schon bestehende Audionschaltungen auf die beschriebene Art erweitert werden.
Voraussetzungen:
-- Es kommen nur indirekt geheizte Pentoden oder Trioden in Frage.
-- Bei Verbundröhren müssen die Kathoden getrennt herausgeführt sein.
-- Keine Regelung der Rückkopplung durch Veränderung des Arbeitspunktes, wie z.B. eine Schirmgitterspannungsregelung
der Röhre.
-- Logischerweise ist die Abstimmanzeige unwirksam, da der Empfang von CW- oder SSB-Stationen im schwingenden Zustand des
Audions erfolgt.
-- Sollte der Gitterwiderstand R1 parallel zu C5 liegen, dann muss die Schaltung angepasst werden. Entweder so wie gezeichnet,
oder die Gitterkreisspule am kalten Ende von Masse entfernen und mit Punkt K verbinden. Begründung: Obwohl die Kathode
auf 34 Volt hochgelegt ist, darf die eigentliche Audionfunktion nicht beeinflusst werden.
Viel Spielraum fü's Experimentieren.
Da die unterschiedlichsten Wellenbereiche empfangen werden können, habe ich von einer genauen Angabe der Spulendaten
abgesehen. Anstatt der gezeigten kapazitiven Regelung (C2) der (induktiven) Rückkopplung, ist auch die reine induktive
Regelung mit Hilfe einer Schwenkspule möglich.
Zur Not kann man auch C2 durch ein Poti ersetzen und hiermit den HF-Strom durch die Rückkopplungsspule einstellen.
Allerdings sollte dann eine Gleichspannungstrennung erfolgen, d.h. einen 1000 pF Kondensator in Reihe mit dem Poti schalten.
Die Wahl der Röhrentype ist nicht so kritisch. Natürlich sind eventuell die Widerstandswerte für ein optimales
Funktionieren anzupassen.
Viel Spaß damit!
Wolfgang Holtmann