Edelkitsch

Franz Gysi, ein Schweizer Bastler, sandte mir die folgenden Fotos zu mit der Erlaubnis sie hier zu veröffentlichen.

Es handelt sich um ein Stück Edelkitsch, das mit Fr. 129.- nicht allzu teuer war. Bestellt habe ich das Ding ab Katalog (Conrad, Oktober 2001). Im Katalog, respective Internet hat das Ding wie folgt ausgesehen:





Das Verbindungskabel zwischen Unter- und Oberteil ist wegretouschiert, der Schalter für die Beleuchtung fehlt respective der Schalter vorne rechts hat mehr Funktionen.
Die Teleskopantenne ist nicht mit einem Ring abgeschlossen, eventuell handelt es sich dabei um Produktmodifikationen.
Die Eckverstärkungen in der Nähe des Griffes scheinen aus gebürstetem Aluminium zu sein und sie sind ohne Schrauben befestigt. So hat das Gerät bei der Auslieferung ausgesehen:





Auffallend als Unterschied ist das Verbindungskabel zwischen Unter- und Oberteil. Die Eck- und Kantenverstärker bestehen bei näherer Untersuchung aus hochglanzverchromtem Kunststoff und sind angeschraubt. Die Griffbezüge wirken sehr nach Plastik und passen farblich schlecht. Laut Verpackung soll das eine Lederimitation sein!
Das Finish der Holzbox (verkleidete Spanplatte) entspricht noch nicht meiner Vorstellung: Die Oberfläche hat Hochglanzstellen und offenporige Stellen. Trotzdem ist der Gesamteindruck sehr erfreulich: Der Klang ist akzeptabel (75 mm Lautsprecher der billigsten Sorte), der Empfang ist ausgezeichnet! So habe ich tagsüber auf MW bereits 12 Sender empfangen.
Nach ersten Modifikationen (schwarze Ledergriffe und Lederabdeckung des Verbindungskabels) sieht das Ding wie folgt aus:





Seriennummer 98.27120671 H - Ob die wohl bei allen Geräten dieselbe ist ? ;-)





Die Quarzuhr sieht ausgeklappt sehr nach Plastik aus, läuft nicht ganz lautlos aber genau. Sie bei geschlossener Box nur durch eine leichte Federraste vor unbeabsichtigtem Ausklappen gesichert.







Die Scharniere sind etwas schräg aufgesetzt, der Anschluss für DC ist unschön.



Das Gerät wurde in China hergestellt. Auch wenn billige Teile verwendet wurden, ist es nicht einfach, zu diesem Preis einen solchen Empfänger herzustellen und mit Gewinn anzubieten. Da sind sicher auch Minimallöhne im Spiel.
Das Innenleben, beachtenswert wie billig FM-Spulen hergestellt werden können. Dafür wurde an der Grösse der Ferritantenne nicht unnötig gespart. Das dürfte ein Grund für den guten MW-Empfang sein.





Erstaunlich, wie sich noch Bauteile sparen lassen: ob wohl der fehlende Widerstand R8 oder der gesparte Kondensator C13 die Ursache ist, dass der Klangregler nicht sehr wirksam ist?



Hier ist insbesondere das Bleigewicht am oberen Bildrand interessant. Ebenfalls die Art und Weise, wie die Prints abgeschnitten (gebrochen?) wurden. Vielleicht hat das mit der oben erwähnten Produktmodifikation zu tun, im Bereich Wecker-/Lichtschalter.
Ebenfalls sieht man gut, dass das Gehäuse keinesfalls aus massivem Edelholz geschreinert wurde wie in der Produktwerbung angegeben. Es handelt sich um eine Spanplattenbox, die mit einigen Millimetern Edelholz kaschiert ist.
Ich habe unterdessen alle Beschläge entfernt, die Oberfläche leicht angeschliffen und mit Leinölack lackiert. Die Poren sind noch nicht vollständig geschlossen und der Hochglanz stellt mich nicht zufrieden. Nach vollständiger Trocknung werde ich eine bis zwei Schichten Seidenglanz-Acryllack mit Zwischenschliff auftragen.
Nach der Lackierung ist das Ergebnis wie folgt (der Lack war ein bisschen abgetönt mit Beize Nussbaum hell).





Der Ring an der Antenne gefällt mir, auch wenn die Antenne eine minimale Länge aufweist.





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