Bisher stellte ich überwiegend Schaltungen vor, die
deutlich vor 1950 entstanden. Hier nun - als "Abwechslung" - einen Empfänger der mit modernen Bauteilen und
modernen Röhren aufgebaut wird.
Um den Nachteil des Antenneneinflusses beim Einkreiser zu beseitigen und eine höhere Empfindlichkeit zu erreichen, wird
eine abstimmbare HF-Vorstufe vor das Audion gesetzt, diese ist mit der steilen HF-Pentode EF80 bestückt.
Die HF-Vorstufe
Der HF-Vorkreis, der aus der Spule L 2, dem Drehkondensator C 2 und einem Tauchtrimmer (0 ... 30 pF) besteht, ist über
einen 330-pF-Kondensator (C 3) an das Gitter der Röhre Rö 1 gekoppelt.
Für die Antennenankopplung wurde auf dem Spulenkörper der Spule L 2 eine weitere Wicklung (L 1) gewickelt.
Der Gitterableitwiderstand R 1 der HF-Vorröhre Rö 1 ist parallel zum Koppelkondensator C3 geschaltet. Im
Kathodenkreis liegt das RC-Glied C 4, R 2. Das Schirmgitter erhält seine Spannung über den Vorwiderstand R 3. Der
4,7 nF-Kondensator C 6 legt das Schirmgitter HF-mäßig an Masse.
Die in Rö 1 verstärkte Hochfrequenz gelangt über die Koppelspule L 3 zum Audionschwingkreis. Da diese Spule
auch vom Anodengleichstrom der Röhre Rö 1 durchflossen wird und weil davor der Vorwiderstand R 4 liegt, muß
das Ende der Spule HF-mäßig über C 5 an Masse führen.
Audion und NF-Teil
Die Audionstufe mit dem Triodensystem der Röhre ECL 86 übernimmt die Demodulation und NF-Vorverstärkung.
Unbedingt notwendig ist der im NF-Teil eingebaute Lautstärkereglers P 1 vor der Endstufe. Dabei bewährt sich ein
durch die beiden Kondensatoren C 10 und C 14 gleichspannungsfrei angeschlossenes 1-MOhm-Potentiometer.
Das Wickeln der Spulen
Die Spulen L 1, L 2 sowie L 3, L 4, L 5 werden auf zwei Spulenkörper "Sp 9 GW III" von Vogt gewickelt (Wickeldaten s.
Tabelle).
Spule
Windungs-
Zahl
Induktivität
(uH)
Draht
L1
L2
L3
L4
L5
24
105
33
30
105
180
180
30 x 0,05 mm
30 x 0,05 mm
30 x 0,05 mm
30 x 0,05 mm
30 x 0,05 mm
Beim Wickeln der Vorkreisspulen bringt man zuerst die Schwingkreiswicklung L 2 gleichmäßig auf alle Kammern
verteilt auf und darüber die Ankopplungsspule L 1.
Die zum Audion gehörenden Spulen werden in folgender Reihenfolge gewickelt : zuerst die Schwingkreisspule L 5, dann
die Rückkopplungswicklung L 4 und schließlich die Ankopplungsspule L 3. Als Draht wird ausschließlich
HF-Litze verwendet (30 x 0,05 mm).
Mechanischer Aufbau
Da auf den Langwellenbereich verzichtet wird, entfällt der Wellenschalter.
Rechts neben dem Doppeldrehkondensator (Oppermann, Luftdrehko mit Feintrieb; Kugelgelagerte Achse; 2 x 500 pF; Best.-Nr.
DA 750; Preis 12,85 DM) sind alle Bauteile der HF-Vorstufe, die Röhre EF 80, die Spulen L 1, L 2, sämtliche
Widerstände und Kondensatoren sowie die Antennen- und Erdbuchse untergebracht. Neben dieser Doppelbuchse Bu 1, Bu 2
ist der Lautstärkeregler P 1 montiert. Die Doppelbuchse Bu 3 dient als Anschluß für einen Zweitlautsprecher.
Die übrigen Bauteile werden organisch zwischen die bereits vorhandenen Schaltelemente eingefügt.
Inbetriebnahme und Abgleich
Wenn der Empfänger genau nach der Bauanleitung aufgebaut wurde und die Spulendaten eingehalten sind, wird der
Zweikreisempfänger sofort Empfang einiger starker Mittelwellensender liefern. Voraussetzung ist allerdings, daß
ein einwandfreier Rückkopplungseinsatz vorhanden ist.
Zuerst kontrolliert man, ob auch genau das Mittelwellenband (510 ... 1620 kHz) erfaßt wird. Etwaige Korrekturen
müssen im Audionkreis erfolgen. Wenn der frequenzbestimmende Teil des Empfängers (Audionkreis) vorabgeglichen ist,
stimmt man den Vorkreis auf den gleichen Frequenzbereich ab.
Stehen dazu keine Meßeinrichtungen zur Verfügung, so ist auf einen Sender bekannter Frequenz an den Bandenden
abzugleichen.
Dabei ist zu beachten, daß am unteren Bandende, also bei niedriger Frequenz, mit dem Spulenkern und bei hoher
Frequenz mit dem Paralleltrimmer abgeglichen wird.
Den gleichen Vorgang wiederholt man mit einem Sender am oberen Bandende, bis man auch bei diesem Sender maximale
Empfindlichkeit hat.
Nun wird wieder auf den ersten Sender abgestimmt und der Abgleich wiederholt.
Nach mehrmaligem Justieren der am Bandanfang und Bandende liegenden Sender ist der Gleichlauf der beiden Schwingkreise
(Vor- und Audionkreis) erreicht, und der Empfänger hat auf dem ganzen Mittelwellenbereich höchste Empfindlichkeit
und Trennschärfe.