Herstellung von Röhrenfassungen
- hier am Beispiel der LS 50 - GU 50


Es ist mittlerweile fast unmöglich, zu einigermaßen "zivilen", also erträglichen, Preisen an Röhrensockel wie beispielsweise für die LS 50, bzw. der GU 50 zu kommen.
Das nachfolgende Foto zeigt beide Röhren, eine LS 50 (rechts) und eine GU 50 (links) in ihrer jeweiligen Original-Fassung.



Hier liegt die LS 50 neben ihrer Fassung :



- und hier die GU 50 neben ihrer Fassung :


Eine LS50 passt zwar in die Fassung der GU 50, umgekehrt ist dieses aber nicht möglich weil die GU 50 seitlich am Glas einen dicken gläsernen Führungssteg aufweist.

Da diese Fassungen für den militärischen Bereich hergestellt wurde - die Röhren wurden in Panzern, Flugzeugen etc. eingesetzt, durften sie natürlich nicht aus ihrer Fassung fallen.. sie mußten sorgfältig befestigt sein. Und so etwas ist, sollten diese hochwertigen Pentoden in HiFi-Verstärkern eingesetzt werden, natürlich nicht notwendig. Einmal in die Fassung gesteckt wird sie darin sicher sein - es sei denn man will den Verstärker unter der Zimmerdecke hängend betreiben..

Die beiden nachfolgenden Fotos zeigen die Fassung der GU 50 in einer Ausschnittsvergrößerung :


- mit danebenliegenden Kontakthülsen, wie sie in der LS 50 - sowie der GU 50 - Fassung verwendet werden.


Vergegenwärtigt man sich den Leserbeitrag des Herrn Dr. Rüdiger Walz mit seinem Beitrag über die Anfertigung von Replica-Röhren, wie es sie 1920 - 1930 herum gab - Dr.Ruediger-Walz-Seite - dann entdeckt man dort den Hinweis, wie Dr. Walz das Problem der Duplizierung der Sockel gelöst hatte.
Dr. Walz schrieb: " .. wir mußten die Keramikplättchen durch mit Quarzmehl gefüllte Epoxidplättchen ersetzen, die wir in Silikonformen gießen."
Schaut man sich nun das letzte der beiden Bilder genau an sowie die danebenliegenden Anschlußstifte, so wird man leicht selber auf die gleiche Idee kommen wie ich sie hierzu habe ...

Ich habe Herrn Dr. Walz nach seiner Mischung befragt und er gab mir nicht nur bereitwillig Auskunft über sein "Rezept", sondern auch die Erlaubnis sie hier auf dieser Seite veröffentlichen zu dürfen.
Herr Dr. Walz verwendet normales, handelsübliches Epoxydharz, wichtig : kein Polyester-Harz ! Polyester-Harz ist nicht Temperaturstabil genug. Weiter ein in fast jedem Baumarkt erhältliches Quarzmehl. Auch Bimsmehl wie es zum Polieren verwendet wird ist geeignet.
Die Mischung wird 1 : 1 angemischt, d.h. das Harz mit der richtigen Menge Härter gut vermischen, dann eine gleichgroße Menge Quarzmehl hinzugeben und ebenfalls sorgfältig mischen. Die Silikon-Abdruckform der Röhrenfassung dann mit einem Wattestäbchen, welches mit der Mischung getränkt ist, die Innenform so behandeln daß alle Ecken, Kanten etc. mit der Harzmischung benetzt ist. - Tip von Dr. Walz dazu : Er erwärmt die Silkon-Form kurz in einen mit 50 Grad aufgeheizten Backofen. Diese so erwärmte Form sorgt dafür, das sich die Harzmischung gut verteilen läßt. Nach etwa ein bis zwei Stunden (je nach Härtermenge) ist das Material ausgehärtet und man kann den Fassungsrohling aus der Form nehmen. Noch zu bohrende Löcher lassen sich sehr leicht mit einem normalen Bohrer anfertigen.
Die fertige Röhrenfassung ist bis ca. 80, 85 Grad Celsius Form- und Temparaturstabil, ausreichend für die allermeisten Röhren (es sollte aber nicht unbedingt so ein Kaliber wie die 6C33C sein..). - Dr. Walz meinte sogar sie müsse ohne weiteres auch bis 100 Grad Celsius aushalten.
Wie mir nun nachträglich Herr Dr. Walz mitteilte sollte man noch etwas feinzerfasertes Glasfasergewebe mit eingiessen (im Autozubeör erhältlich). Dieses würde die mechanische Belastbarkeit der Fassung, sollte sie mit Nieten oder Schrauben auf dem Chassis befestigt werden, wesentlich verbessern.

Zwischenzeitlich kam ich auf die Idee, aus Teflon-Scheiben (PTFE) Fassungen herzustellen. Teflon hat den Riesenvorteil sehr hitzebeständig zu sein (bis zu 260° Celsius).
Glücklicherweise habe ich einen Freund der "an der Quelle sitzt", er konnte aus PTFE-Rundmaterial, 55 mm Æ, 6 mm dicke Scheiben für mich auf der Drehbank abstechen. Von diesen Scheiben habe ich so einige bekommen..

Wenn man nun glaubt, man könne ganz einfach die 8 Bohrungen für die Kontakthülsen, im richtigen Umfang, auf diese Scheiben anbringen indem man den Umfang genau aufteilt, der irrt.. das geht leider nicht. Beide Röhrenhersteller haben die Anordnung der Kontakte etwas variiert, sie sind in unterschiedlichen Abständen angebracht - wie man auf dem nachfolgenden Foto erkennen kann. Zum Glück kopierten aber die russichen Röhrenhersteller die GU 50 so genau, daß die Kontaktanordnung identisch ist.
Das folgende Bild zeigt, in Vergrößerung, die von mir fertig gebohrte PTFE-Scheibe für die LS 50.


Man erkennt, etwas versetzt, an den drei oberen und den drei unteren Bohrungen die engeren Lochabstände. - Das nächste Bild zeigt nochmals die gleiche PTFE-Scheibe, dieses mal mit einer aufgesteckten LS 50.


- Und hier die Fassung, fertig mit den Kontakthülsen versehen und mit aufgesteckter LS 50.


Der nächste und letzte Arbeitsschritt, um die Fassung fertigzustellen wären 4 Befestigungslöcher am Außenrand anzubringen.

Die beiden nächsten Bilder zeigen eine fertige Fassung für die GU 50, hierbei ist die Mittelbohrung nicht erforderlich. Jetzt kann man von Glück reden, daß die Kontaktreihenfolge nicht gleichmäßig angeordnet ist, somit hat man hierbei die Sicherheit daß die GU 50 nicht falsch aufgesteckt werden kann.



An der linken Seite der GU 50 erkennt man nun auch den seitlichen gläsernen Führungssteg, wie bereits oben erwähnt.


Die nachfolgenden Fotos zeigen eine Fassung, die ich für die GU 50 herstellte (also ohne das mittlere Führungsloch).
Diese Fassung ist mit Kelchfedern bestückt welche aus Federbronze bestehen und sehr stark beanspruchbar sind. Da die LS 50 sowie die GU 50 nur 700 mA Heizstrom ziehen, erhitzen sie sich nicht allzuviel sehr; selbst bei hohem Anodenstrom, welches die Röhre weiter aufheizt, kann sie nicht so heiß werden daß eine solche Teflon- (PTFE-) Fassung beschädigt werden könnte.
Es ist also kein Problem, daß die Röhre bei diesen Kelchfederkontakten auf der Fassung aufliegt.







Über einen Freund kam ich an die folgenden, "Gewindelöthülsen" benannten Kontakte.


Es sind Edelstahlröhrchen, 28 mm lang und 2 mm im Durchmesser. Darauf angebracht ein M 2- Gewinde welches die halbe Länge des Röhrchens einnimmt. Verpackt mit 10 Stück in einer Pliesterpackung wurde diese Packung in der "Augsburger Bastlerzentrale" eingekauft. Diese 10-Stück-Packung kostete 4,20 DM, dazu müssen noch M 2-Muttern gekauft werden.
Hersteller, bzw. Anbieter dieser Pliesterpackung mit der Best.-Nr. 0131 ist die Fa. Kavan Flugmodellbau, Franz Kavan, Lindenaststr. 56 in 90409 Nürnberg, eMail : kavan@t-online.de. Tel.: 0911 - 36 40 95, Fax - 36 40 98.
Diese Edelstahlröhrchen sind mit einer 1,2-mm-Bohrung, halbe Länge des Rohres, versehen. Mit einem 1,4-mm-Bohrer hatte ich die Edelstahlröhrchen schnell aufgebohrt. Mit einem Dremel und einer dünnen Trennscheibe schlitzte ich drei dieser Rohre auf und steckte diese dann auf eine GU 50, s. Bild.


Es ergab einen ausreichend festen, sicher sitzenden Kontakt mit der Röhre. Ob allerdings, durch die ungeheuer dünne Wandstärke bedingt, auf Dauer der Kontakt sicher bleibt, ist meiner Meinung nach doch etwas fraglich.
Auf dem nächsten Bild erkennt man die drei Röhrchen mit einer der Teflonscheiben, wie ich sie weiter oben schon vorstellte. Ich verwendete eine M 2-Mutter als Anschlag, damit das Edelstahlröhrchen nicht durchfällt.


Hier die Rückseite der Teflonscheibe - man sieht daß ich mit zwei weiteren Muttern, gegeneinander verkontert, etwas Abstand ließ zur Teflonscheibe - das Edelstahlröhrchen darf nicht unbeweglich festsitzen sonst würde die GU 50 zerstört werden aufgrund der thermischen Bewegung des Materials.


Hier noch einmal ein Foto welches die Röhre, komplett kontaktiert, zeigt.


Für meinen Geschmack ist die Wandstärke zu dünn, ein dauerhafter Kontakt ist nicht sichergestellt. Außerdem hatte ich erhebliche Probleme, die GU 50 auf die wackeligen Kontakte zu stecken, es war fast unmöglich, zumindest eine der Röhrchen pendelte garantiert immer in die falsche Richtung...
Empfehlenswert wäre ein 4 - 5 mm dickes Röhrchen, ähnlich gefertigt wie dieses hier gezeigte. Dadurch erreicht man nicht nur einen dauerhaften Kontakt, auch ist das Ziel - die Bohrung für den Kontaktpin der GU 50 - sehr schnell und treffsicherer gefunden.

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